Kinderkrippe und Karriere

 

 

Nicht Liebe, Treue, Pflicht, Hingabe erfüllen die moderne Familie, nein, unternehmerischer Geist managt sie. Das Motto lautet: "...Wie moderne Frauen den Alltag managen..." Der Mann ist abgehalftert: "Die Machos haben den Sprung in die neue Zeit nicht mitbekommen"(1). Auf dem Titelbild des zitierten Journals, der "Stern", fehlt der Mann: Die moderne "Familie" besteht aus Frau und zwei Kindern. Auch im Jahr 2005 prägt feministisches Spötteln das Leitbild der Familie mit. Es wird tüchtig an dem Mythos gebastelt, daß "Kind und Karriere"(2) miteinander zu vereinbaren seien, ohne dem Kind zu schaden. Psychische Störungen bei Kindern verbreiten sich wie auch andere Umweltzerstörungen. Alleinerziehende Mutter und Kind sind zum Vorbild einer pluralistischen, d.h. strukturarmen Gesellschaft erhoben worden. Karriere und Kinder konkurrieren gegeneinander, Mütter und Kinder krankmachend. Karriere und Kinder sind aber miteinander nicht zu vereinbaren, wenn das Herz nach dem Wohl der Kinder fragt. Die Forderungen der Medien und des Staates hingegen lauten: Erfüllt die feministischen Parolen, opfert Eure Lebenskraft dem Kreislauf des Geldes, achtet das Tun der Männer gering, denn Frauen können auch ohne sie. Die Saat der feministischen Wüterei gegen die Weiblichkeit und gegen die Männer, gegen die Familie geht auf: Die Kinderzahl schrumpft. Die Zahl der Kinder ist 2009 in Deutschland doppelt so stark gesunken wie im Schnitt der europäischen Union(68). Deutschland liegt mit 1,36 Kindern pro Frau am unteren Ende der internationalen Geburtenrate(69). Die Zahl der Bücher und Artikel über "Frau, Kind und Karriere" wächst(3,4).

Wer gegen die Natur des Menschen verstößt, eine Ideologie fördert, die das Grab der Familie schaufelt, ihr Fundament - Liebe zu Kindern und Mann - verhöhnt, fördert solange das Unglück, bis die Menschen sich besinnen und nach innen schauen. In den Träumen steht, daß Kinder der Sinn des Lebens sind, daß die Familie ein heiliges Gut ist, um das sich alles zu ranken hat und nicht um Geld und Karriere. Das gilt für die Frau und für den Mann – jedoch im Rahmen ihrer genetischen Bestimmung. Die Liebe zur Familie und zu den Kindern hat der Herrgott angelegt. Die in der Tiefe der Seele verankerten Strukturen drängen danach, sich gegen alle Ideologie zu verwirklichen.

Der Leidensdruck der Geschiedenen treibt sie zum Seelenarzt, nachdem sie die Familie zerstört haben. Jetzt erst sind sie bereit, sich ihrer Problematik zu stellen. Zu spät für die Kinder, die unter den Scheidungsfolgen leiden(5). Ehe und Familienführung schüttelt der moderne Mensch nicht aus der Hand. Ihm fehlen die Vorbilder. Ein verbindliches Ideal einer intakten Familie bietet sich ihm wenig an, schon gar nicht in der Welt der Medien.

Ein deutsches Sprichwort sagt: "Wer keine Kinder hat, weiß nicht, warum er lebt"(6). Deutsche Familien mit drei, vier und mehr Kindern gibt es wenige. Der Durchschnitt hat ein Kind, genau 1,29(7). Die Deutschen nehmen bezüglich der Kinderzahl Rang 185 ein – von 190 Nationen. 50,6% der deutschen Männer bis 45 Jahre sind im Jahr 2001 kinderlos gewesen(8). 26% der deutschen Männer wollen keine Kinder zeugen(9).

Die Unfähigkeit, sich zu binden, wird zur Normalität erhoben. Trennungswillige Paare führen zu einer Zerstörung des Ehebildes. Trennungswillig(10)? Ein Wort aus dem Wörterbuch des Oberflächlichen. Kein Mensch will sich trennen, er ist als Verzauberter dazu gezwungen, unbewußt den Fluch seiner Eltern vollziehend. Der Bürger ist unfähig geworden, Beziehung in Treue zu leben. Er wechselt den Partner wie der Vogel die Federn.

Der Vorrang des Kopfes zerstört die Herzensbildung. Weltweit verkümmern die Fähigkeiten der Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Sie treten ihre Erziehungsgewalt an staatliche Einrichtungen ab oder an technische Erfindungen: Da japanische Frauen die Signale ihrer Säuglinge nicht mehr wahrnehmen und verstehen, sollen elektronische Übersetzungshilfen diese urmütterliche Aufgabe übernehmen(11). Doch es helfen keine Apparate oder Programme, die Geld und Ersatzeltern bereitstellen. Ein neues, starkes Mutter- und Vaterbild, das sich am Kind und an den Genen von Frau und Mann orientiert, ist erforderlich.

Viele Schädlinge nagen am Ideal der Familie. Allen voran die Prominenten aus Film, Fernsehen, Schlagerwelt und Politik. Homosexuelle Paare adoptieren Kinder. Lesbische Frauen lassen sich künstlich besamen. Ein derart gezeugtes Kind fragt: "Und wer ist mein Vater?" Es wird ihn suchen und doch nicht kennenlernen. Vor allem wird es den Vater vermissen. Vater? Ein Mann, der das Wort Vater nicht verdient. Ein Vater ist mehr als ein Samenspender. Er ist Vorbild, er schafft Struktur, er ist fürsorglich, er führt die Kinder symbolisch und konkret in die Welt hinaus – weg von der Mutter.


Haltlos

Mir erzählt ein stark elterngebundener, 29jähriger Bäckermeister: "Ich fühle mich so selbstunsicher und depressiv. Manchmal habe ich auch Selbstmordgedanken. Ich habe eine Verlobte. Wir wohnen aber nicht zusammen. Wir wollen jeder für sich leben. Meine Verlobte hat zwei Kinder. Die sind nicht von mir. Sie erwartet jetzt ein drittes Kind. Das ist von mir. Wir wollen es zusammen großziehen. Gemeinsam wohnen ist aber nicht geplant. Ich arbeite im Betrieb meiner Eltern. Ich soll später die Firma übernehmen."

Ein 23jähriger Bundeswehrsoldat ist vernachlässigt aufgewachsen. Er leidet unter Selbstzweifeln und Angst. Heirat lehnt er ab mit den Worten: "Man ist ein bißchen fest zusammen. Aber man lebt nicht zusammen und jeder hat seinen eigenen Job, seine Hobbys, und trotzdem ist man zusammen und unternimmt was. Wenn man zusammenlebt, wird alles verallgemeinert. Der eine sagt: 'Komm hier, wasch ab.' Dann ist das eine Bedrängnis. Gegenüber dem Kinderkriegen bin ich aufgeschlossen. Man nähert sich langsam an, man führt eine offene Beziehung, das wird immer enger und dann zieht man zusammen. Heirat?" – So spricht ein strukturarmer Mann.


Das macht sich gut für den Lebenslauf

Einer 30jährigen Mutter von zwei Kleinkindern ist gekündigt worden. Sie hat nun Zeit für ihre Familie. Unerwartet wird ihr eine Teilzeitstelle angeboten. Hierzu sagt sie: "Das macht sich gut für den Lebenslauf. Da bin ich nicht nur Mutter und Hausfrau." - Tief ist das Ansehen der Mutter und Hausfrau gesunken. Feministisches Gedankengut hat ganze Arbeit geleistet.


Die Familie – "Urbild des Bösen"

Jahrzehntelang haben Politiker sich nicht um das Wohl der Familie gekümmert. Im Gegenteil: Die feministischen Ideologen, die Grünen, die Sozialen haben viel getan, um die Institution Familie zu entwerten. "Im 'Zweiten Familienbericht' der sozialdemokratischen Regierung von 1975 ist zu lesen: 'Die Familie tradiert und stabilisiert das bestehende System sozialer Ungleichheit. Dies...läßt sich nur in dem Maße durchbrechen, in dem der Sozialisationseinfluß der Familie zurückgedrängt...wird'"(12).

Marxistische Psychiater wie Wilhelm Reich haben dazu beigetragen, das Bild der Familie zu zerstören. "Die wichtigste Erzeugungstätte der ideologischen Atmosphäre des Konservatismus ist die Zwangsfamilie. Ihr Grundtypus ist das Dreieck: Vater, Mutter und Kind. Während die konservative Anschauung in der Familie die Grundlage, wie manche sagen, die 'Zelle' der menschlichen Gesellschaft überhaupt sieht, erblicken wir in ihr bei Berücksichtigung ihrer Wandlungen im Laufe der historischen Entwicklung und ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Funktion ein Ergebnis bestimmter ökonomischer Strukturen. Wir sehen also die Familie nicht als Baustein und Grundlage, sondern als Folge einer bestimmten ökonomischen Struktur der Gesellschaft an...Wenn aber die konservative Sexualforschung, die reaktionäre Sexualethik und die Rechtsordnung von der Familie immer wieder als der Grundlage des 'Staates' und der 'Gesellschaft' sprechen, so haben sie nur in dem Sinne recht, daß die Zwangsfamilie zum Bestand des autoritären Staates und der autoritären Gesellschaft unabtrennbar gehört"(13).

Reichs Bücher wurden zur Zeit der Achtundsechziger im 20. Jahrhundert massenhaft verschlungen. Reich lieferte die psychologische Rechtfertigung für die sog. sexuelle Befreiung, für die Zerschlagung des Familienverbandes und die Ablehnung jeglicher Autorität. Die Achtundsechziger sitzen heute in den wichtigen Funktionsstellen von Verwaltung und Politik. Sie tragen das Gedankengut der antiautoritären, sozialistischen und feministischen Bewegungen in sich, um es außen zu verwirklichen. Dementsprechend fällen auch die obersten Gerichte Urteile, die das Bild der Familie aushöhlen: Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts steht Lebenspartnern derselbe Ortszuschlag zu wie Verheirateten(14). Nach dem Grundgesetz gilt die Familie jedoch als besonders schützenswert.


Innere Richtlinien

Der Mensch sollte sich täglich fragen, wie er zu einer inneren Ausgewogenheit findet, damit es ihm und anderen wohl ergehe. Innere Leitstimmen, zu denen auch die Träume zählen, helfen ihm dabei. In der Seele des Menschen sind bestimmte Muster und Wertvorstellungen tief verwurzelt. Hierzu gehören auch der Wille und die Fähigkeit, sich als Einzelner und Gesamtkultur weiterzuentwickeln. So benötigen Kinder Vater und Mutter in einer intakten Ehe, damit sie gedeihen. Kinder brauchen die Brust für ein Jahr, damit sie körperlich und seelisch geraten. In der Tiefe der Seele verankerte Wertvorstellungen sind jedoch nicht austauschbar. Die Psychologie ermöglicht es zwar, sich von inneren Fesseln zu befreien. Dieser Befreiungskampf führt aber nicht in die Beliebigkeit der Werte oder der Geschlechterrollen, wie manche verkünden.


Die Frauen kommen, die Kinder gehen

Frauen hier, Frauen dort. Frauen in der Wirtschaft. Frauen erringen Professorentitel. Frauen haben Spaß am Job. Frauen in der Verwaltung. Mehr Frauen machen das Abitur als Männer. 53% aller Studenten sind Frauen(15). Fast 90 % der Erstsemester in der Tiermedizin bestehen aus Frauen. "Tierärzte sind heute überwiegend weiblich, unterbezahlt, kinderlos und frustriert. (16)"

Frauen wie Männer zeugen zu wenig Kinder. Im Jahr 2010 betrug in Deutschland die durchschnittliche Kinderzahl je Frau 1,36. Diese Zahl sinkt seit Jahren ständig (17). Frauen streben nach Glück im Beruf. Frauen beuten sich aus. Frauen ersticken am Leistungsbrocken. Frauen schieben Kinder ab. Frauen und Männer verweigern Kinder. Wer studiert, der nicht gebiert. Was ist das für ein Volk, welches dabei ist, aus Unbewußtheit zu schrumpfen? Ohne Pest und ohne Krieg. Die Frauen kommen. Die Kinder gehen. Im Jahr 2300 nach Christus wird Deutschland so viele Einwohner haben wie es heute Berliner gibt – wenn alle so weitermachen(18). Die Wege in das kinderarme Volk sind verästelt. Die Vernichtung des väterlichen Prinzips und die Verherrlichung des vermännlichten Weibes sägen am Baum der Familien.

Infantilität, Sozialismus, Feminismus und Materialismus sind ein zerstörerisches Bündnis eingegangen. Sie haben ein Interesse daran, die Frau, den Mann und die Familie ihres Sinnes zu berauben. Gefördert wird ein Männer- und Frauenbild, in welchem Verstand, Leistung und Kopflastigkeit überwiegen. Männer und Frauen zeugen Kinder unter dem Gesichtspunkt der Karriere und des Kontos. Das Gemüt verkommt und erkaltet.


Die feministischen Wurzeln des heutigen Frauen- und Männerbildes

Die gegenwärtige Diskussion um den Rückgang der Geburtenrate der westlichen Länder greift gedanklich und auch sprachlich auf die feministische Literatur des letzten Jahrhunderts zurück. Es ist von Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie die Rede, von Selbstverwirklichung der Frau, von Drückebergerei des Mannes, von Rollenverständnis, das überwunden werden muß, von der Unterdrückung der Frau. Die Sprache der Feministen und vor allem ihre gedanklichen Strukturen haben Eingang in das offizielle Frauen- und Männerbild gefunden. Was die Feministen unbewußt antrieb, was sie bewegte, ihre Weiblichkeit und den Mann haßerfüllt abzulehnen, ist wenig bekannt. Die meisten bedienen sich des feministisch geprägten Denkens und ihrer Sprache, ohne deren Entstehungsgründe zu kennen. Die Wurzeln des Feminismus zu betrachten ist lohnenswert, da es sich auch um eine Auseinandersetzung mit dem persönlichen und kollektiven Bild der Weiblichkeit handelt.


Die depressive Selbstabwertung Beauvoirs

Beauvoir, eine Feministin, schildert ihr Mutter- und Frauenbild in dem weltberühmten Buch "Das andere Geschlecht":
"Die Schmerzen der Schwangerschaft – dieses schwere Lösegeld, das die Frau für ein kurzes und ungewisses Vergnügen bezahlen muß"(19)..."Aber die Schwangerschaft ist vor allem ein Drama, das sich bei der Frau zwischen ihren beiden Ich abspielt. Sie empfindet sie gleichzeitig als eine Bereicherung und als eine Verstümmelung. Der Fötus ist ein Teil ihres Körpers und auch wieder ein Parasit, der auf ihre Kosten lebt. Sie besitzt ihn und wird doch wieder von ihm besessen"(20)..."Die Mutterschaft nimmt eine neue Gestalt an, wenn das Kind größer wird. In der ersten Zeit ist es nichts weiter als die übliche Puppe, es existiert nur in seiner Allgemeinheit....Sie muß sich damit abfinden, zu dienen, zu schenken, zu beglücken....Das Kind birgt keinen Wert in sich, es kann keinerlei Wert erteilen....Meist ist die Mutterliebe eine seltsame Mischung aus Narzißmus, Altruismus, Traum, Aufrichtigkeit, Unaufrichtigkeit, Hingabe und Zynismus. Die große Gefahr, der unsere Sitten ein Kind aussetzen, besteht darin, daß die Mutter, der es wehrlos ausgeliefert wird, beinahe immer eine unbefriedigte Frau ist: Sexuell ist sie frigide und unbefriedigt, sozial fühlt sie sich dem Mann unterlegen. Sie hat keinen Einfluß weder auf die Welt noch auf die Zukunft"(21). Geringschätzig fällt Beauvoir mit spöttisch-herabsetzenden Worten über das Mutter- und Frauenbild her. Höhnisch verachtet sie die Mutterschaft: "Von Kindheit an wird der Frau doch ständig wiederholt, daß sie zum Kindergebären geschaffen ist, wird ihr das Hohelied der Mutterschaft vorgesungen. Die Unannehmlichkeiten ihrer Lage – Menstruation, Krankheiten usw. – die Bürde ihrer häuslichen Arbeit, alles findet seine Rechtfertigung in dem wunderbaren Vorrecht, das sie besitzt, Kinder zur Welt zu bringen"(22).

Die Auswirkungen dieser hochgradig depressiven Abwertung von Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Mutterdasein – auch in sich selbst - sind nunmehr präsent: Das Bild der Familie zerfällt, die psychischen Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Strukturlosigkeit und Vernachlässigung von Kindern breiten sich aus wie in früheren Zeiten Masern und Kinderlähmung.


Die Frau – ein feuchter Schröpfkopf

Weiter schreibt Beauvoir: "Die Mutter möchte in ihrem Leib den kostbaren Körper, einen wertvollen Teil ihres eigenen Ich, behalten und sich gleichzeitig eines Hindernisses entledigen"(23)..."Doch im halbwüchsigen Alter hat das Mädchen eine ganz besondere Sucht, an ihr das Unverdauliche, das Widerwärtige zu erforschen. Sehr oft zieht sie das Ekelhafte gerade an. Ein Mädchen, das sonst hübsch, kokett und gepflegt war, zeigte sich manchmal geradezu fasziniert von allem, was ihm 'schmuddelig' vorkam: Sie faßte Insekten an, betrachtete ihre schmutzigen hygienischen Binden, saugte Blut aus ihren Abschürfungen. Mit unsauberen Dingen zu spielen, ist offenbar eine Art, den Widerwillen zu überwinden. Die Empfindung erhält ihre besondere Bedeutung zur Zeit der Pubertät: Das Mädchen hat einen Ekel vor seinem zu fleischigen Körper, vor seinem Menstruationsblut, vor dem Geschlechtsverkehr der Erwachsenen, vor dem männlichen Wesen, dem es einmal bestimmt ist"(24)..."Wenn der Körper schwitzt – wie eine alte Mauer oder ein Kadaver schwitzt -, scheint er nicht eine Flüssigkeit auszuscheiden, sondern sich zu verflüssigen, ein ekelerregender Prozeß der Zersetzung. Die weibliche Brunst faßt sich weich wie eine Schnecke an. Der Mann ist stürmisch, die Frau nur ungeduldig. Ihr Warten kann glühend werden, ohne daß es seine Passivität aufgibt. Der Mann stürzt sich auf seine Beute gleich einem Adler, einem Milan. Die Frau lauert gleich einer fleischfressenden Pflanze, an der Insekten kleben bleiben, einem Sumpf, in dem Kinder versinken. Sie ist ein Sog, ein feuchter Schröpfkopf, sie ist wie Pech und Vogelleim, eine unbewegliche, schmeichlerische, klebrige Lockung. Zum mindesten empfindet sie sich selbst dumpf auf diese Weise. Deshalb findet sich in ihr nicht nur ein Widerstand gegen den Mann, der sie unterjochen will, sondern auch ein innerer Konflikt"(25).

Mit ätzend-zerstörerischen Bildern zieht Beauvoir gegen die Fruchtbarkeit und das Mutterdasein zu Felde. Das Bild Beauvoirs über die Frau wird durch ihren Selbsthaß, ihre Selbstabwertung und ihren Ekel vor dem Körperlich-Sexuellen geprägt. Wer so verächtlich-verteufelnd die Sexualität der Frau herabzieht, hat massive Probleme mit der Weiblichkeit in sich selbst.

Bei Beauvoir ist die Frau "in ihrer Gebär-Funktion eingeengt". Sie betrachtet die Frau als sklavenartiges Opfer einer herrschsüchtigen Kaste, der Männer, welche die Frauen "einpferchen"(26). Verzerrend und verblendet richtet hier eine Seele ihren archaischen Haß auf die komplexe Welt der Familie. Der Feministin Beauvoir gerät der Mann zu einer omnipotenten Projektionsfigur ihrer eigenen, unbewältigten, inneren Konfliktwelt.

Alles kann man aus Prinzip schlecht reden. Der zersetzende Zweifel kann alles, aber auch alles herabwürdigen, bespötteln und bekritteln. Freies und fortschrittlich-revolutionäres Denken dient lediglich als Vorwand. Die Feministen haben das Mutterdasein zuerst in sich zerstört. Ihre Befreiungsideologie wurde genährt durch deren unbewußte Fesseln an ihr Elternhaus. Unter dem Joch der Symbiose und der erlittenen Verletzungen haben auch sie schwer zu tragen. Doch es ist ihnen nicht bewußt. Haß und Liebe gegen ihre Eltern - die Ausbeuter und Zerstörer des weiblichen Selbst - haben sie verdrängt.


Das unsaubere Ereignis

Über alles, was die Weiblichkeit betrifft, fällt Frau Beauvoir mit zersetzender Schärfe einher, um es ironisierend aus der Sichtweise einer paranoid-depressiven Intellektuellen abzuwerten. Beauvoir begreift die Frauen nicht als handelndes Individuum, sondern als "erotisches Objekt"(27). Sie läßt kein gutes Haar an der Liebe der Frau zu sich selbst, zu ihren Kleidern, zu ihren Schuhen. "Mag das Kostüm den Körper verhüllen, ihn entstellen oder abformen, jedenfalls liefert es ihn den Blicken aus"(28). Alles Weibliche betrachtet Beauvoir als boshaft erzwungenes Rollenspiel. Die Regelblutung bezeichnet Simone de Beauvoir als "allmonatliches Unbehagen", als "Schandfleck". Es ist "das unsaubere Ereignis, das sich jeden Monat wiederholt"(29). "Jedesmal empfindet das junge Mädchen den selben Widerwillen vor diesem faden und fauligen Geruch wieder, der aus ihr selbst hochsteigt – einem Geruch nach Sumpf, nach verwelkten Veilchen -, vor diesem blasseren, verdächtigeren Blut als dem, das aus den Verletzungen ihrer Kindheit austrat"(30).

Über viele Seiten ihres Buches seziert Beauvoir die weibliche Selbstliebe, welche die Frau erniedrigt. Sogar das Alter der Frau zerstampft Beauvoir zu einem struktur- und identitätslosen Dasein, welches die Frau zu fristen hat(31).


Die Frau als Opfer des Mannes

Komplexes Denken ist Beauvoir wie auch anderen Feministen fremd. Sie betrachtet die Beziehung zwischen Mann und Frau aus dem Blickwinkel des hilflosen, gefügigen Opfers: "Wie früher nimmt man an, daß der Liebesakt von Seiten der Frau ein Dienst ist, den sie dem Manne leistet...Der Leib der Frau ist eine Sache, die gekauft wird"(32). "...muß die Frau, die ebenfalls Subjekt, Aktivität ist, sich einer Welt einpassen, die sie zur Passivität bestimmt hat"(33). - Ehe, Kinder und Haushaltsführung schätzt Beauvoir prinzipiell als niedrig ein. Beauvoir spaltet Frauen und Männer in Opfer und Täter, wie viele andere Feministen auch.

Gänzlich anders liest sich die Betrachtung des Daseins von Autoren, die in der großen, fruchtbaren und auch furchtbaren Mutter die eigentliche Herrscherin der Welt erkennen. Eine Angst des Mannes vor der Frau ist Beauvoir fremd. Das Leben des Mannes erscheint den Feministen um ein Vielfaches erstrebenswerter als das Leben einer verheirateten Frau mit Kindern. Hinter allem lauert der Mann als Täter, der sich die Frau zur Beute macht: Sie muß "ihre Unterwürfigkeit versprechen"(34).

Die weiblichen Seiten einer Frau wie Hingabe und Verführung sind in den Augen Beauvoirs minderwertig und vom Manne erzwungen: "Indem sich die feminine Frau zur passiven Beute macht, versucht sie, auch den Mann zu ihrer körperlichen Passivität zu nötigen. Sie verlegt sich darauf, ihm Fallen zu stellen, ihn durch die Begierde in Fesseln zu schlagen, die sie dadurch erregt, daß sie sich gefügig zu einer Sache macht. Die emanzipierte Frau dagegen möchte aktiv zupacken und verweigert die Passivität, die der Mann ihr auferlegen will"(35). "Selbst wenn der Mann rücksichtsvoll und höflich ist, bleibt übrigens die erste Penetration immer ein Akt der Gewalt"(36). - Simone de Beauvoir ist außerstande, zwischen Mann und Frau eine positiv geprägte Beziehung zu erleben und darzustellen. Sie übertreibt, blendet aus, verzerrt, verachtet, grenzt aus, spaltet und fördert ein kollektives Feindbild von Frau, Familie und Ehemann.
Selbstablehnung und Magersucht

Magersüchtige Frauen vernichten das Bild des Weiblichen in sich willentlich. Sie sind von ungelösten Abhängigkeitskonflikten gesteuert und einem elementaren, zumeist gegen eine bindende Mutter gerichteten Haß. Typischerweise unterwerfen sich Magersüchtige der Herrschaft, höchste intellektuelle Leistungen zu erbringen. Es ergeben sich Parallelen: die individuelle Not der Magersüchtigen entspricht der kollektiven, die Weiblichkeit zerstörenden Haltung.


Haß und Ideologie

Haß gegen eine identitätszerstörende Elternfigur äußert sich unter anderem in Ideologiebildung oder Fanatismus(37,38). Die Eltern von ideologisierten und haßerfüllten Eiferern haben ihre Kinder unbewußt als Teil ihrer Selbst betrachtet und ihre Kinder zu ihrem Eigentum gemacht. Ohnmächtig fühlen sich die Kinder der Bindungsgewalt derartiger Mütter und Väter ausgeliefert. Eine eigene Identität können sie nicht entwickeln. Narzißtische Störungen mit Einsamkeit, Liebesunfähigkeit, hoher Verletzbarkeit und einer allgewaltigen Wut sind die Folge.
Derjenige, der dem Familienterror ausgesetzt war und aus der Familie nicht entweichen kann, zieht sich häufig in der Pubertät von der Familie zurück. Er empfindet tiefe Einsamkeit, Gefühle des Unverstandenseins und des Ungeborgenseins. Feindbilder aus der Tiefe seines Unbewußten bauen sich in ihm auf.

Sie suchen nach Wegen, um aus ihrem inneren Gefängnis herauszukommen: Sie projizieren ihre Konflikte auf vermeintliche soziale Ungerechtigkeiten und verbrüdern sich mit den "Unterdrückten", zu deren Befreiern und Erlösern sie sich ernennen. Aus der inneren Not entsteht eine haßerfüllte, in der Wahrnehmung eingeengte Haltung. Die Besessenheit vom elterlichen Objekt wird zu einer fanatisch vorgetragenen Idee. So wie die Eltern sich nach und nach der Seele ihres Kindes bemächtigt haben, so läßt die Ideologen ihre haßerfüllte Gedankenwelt nicht los. Äußeres Unrecht fördert und speist einen unheilbringenden Kreis von Kränkung, Wut und zunehmendem Rachedurst. Die Anlässe, die fast immer ein scheinbares Unrecht darstellen, sind ein Vorwand, um dem unstillbaren inneren Drang nach Zerstörung Folge zu leisten.
Ihrer Identität beraubt, kämpfen sie einen ohnmächtigen Kampf gegen die Repräsentanten der jeweiligen Gesellschaftssysteme. Eigentums- und Herrschaftverhältnisse sind die Hauptangriffsziele vieler Ideologien. Diese geben ihnen Sicherheit und verschafft ihnen eine geliehene Identität. So verbergen sie ihre innere Brüchigkeit, Angst und Depression. Unbewußte Schuldgefühle verhindern, daß der im Familiengefängnis Lebende sich mit seinen Träumen und Konflikten konstruktiv auseinandersetzt.

Ein erhöhtes – auch angeborenes - Bedürfnis nach Rache und Gerechtigkeit führt zusammen mit der elementaren Wut, die sich ursprünglich gegen die elterliche Gewalt richtet, in ideologisches Denken und fanatisches Handeln(39). Die Feministen haben den inneren Konflikt mit dem Kampf der Geschlechter vertauscht. Feminismus ist der Versuch einer fehlgeschlagenen Selbstheilung. Bei ihren massiven Identitätsproblemen haben die Feministen ihre Probleme von sich weg auf das Patriarchat abgewälzt. Sie verteufeln das Weibliche und das Frauliche in sich selbst sowie die Männer.

Anstatt eine Kultur des Streites, der Liebe und der Beziehungskunst ins Leben zu rufen, hat sich der Feminismus den Mythos von der Frau als Opfer des Mannes gegriffen, um von der inneren Befreiung der Seelen abzulenken. Auf der Strecke geblieben sind das Gemüt, das Herz, die Liebe, die Hingabe an die Familie, das Wohl des Kindes.


Mißbrauchende Mütter und Väter

Feministen wie Beauvoir und Offenbach haben das Weibliche – die Große Mutter – als Archetypen in sich nicht nur abgelehnt, sondern sie haben die Welt der Empfängnis und des Schwangerseins und des Gebärens aus sich verbannt. Die Mutter als Symbol der Fruchtbarkeit ist tot in ihnen. Sie tragen das Bild einer schwer depressiven, bösen, emotional ausbeutenden Mutter in sich oder eines negativ besetzten Vaters. Offenbach schreibt über den tiefen Ambivalenz- und Treuekonflikt zu ihrer Mutter: "Es war, als ob ich plötzlich zwei Mütter hätte, beide zutiefst verfeindet, ich aber von beiden in gleicher Weise abhängig"(40). "Ich hätte mich damals schon von meiner Mutter trennen sollen. Sie hat mir wirklich fast immer nur geschadet. Sie hat immer gerade dann, wenn es für mich sowieso am schwierigsten war, die Dinge noch schwieriger gemacht, noch komplizierter, noch entsetzlicher gemacht"(41). Sie verachtet ihre innersten, weiblichen Organe: "Ich sagte, meine Eierstöcke interessierten mich wahrhaftig einen Dreck"(42).


Haß macht blind

Haß prägt die Beziehung der Feministen zu den Männern: Um die eigenen Thesen zu unterstützen, zitiert Kunstmann ihre Kollegin Solanas mit deren "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer"(43). Das Buch der Autorin Solanas ist von 1968 bis 1996 in sieben deutschen Auflagen erschienen. Solanas bezeichnet die Männer als "völlig egozentrisch, in sich selbst eingekerkert und unfähig, sich in andere hineinzuversetzen...unfähig zu Liebe, Freundschaft, Zuneigung oder Zärtlichkeit. Er ist ein vollkommen isoliertes Einzelwesen, unfähig zu irgendwelchen Beziehungen mit anderen. Seine Reaktionen kommen aus den Eingeweiden, nicht aus dem Gehirn; seine Intelligenz ist lediglich Werkzeug seiner Triebe und Bedürfnisse; er ist unfähig zu geistiger Leidenschaft, geistigem Kontakt. Für ihn gibt es nichts außer seinen eigenen physischen Sensationen. Er ist ein halbtoter, reaktionsloser Klotz, unfähig Freude und Glück zu geben oder zu empfangen; so ist er bestenfalls ein altes Ekel, ein harmloser Tropf...Der Mann ist irgendwo im Niemandsland zwischen Mensch und Affe stehengeblieben, wobei er schlechter dran ist als die Affen, denn im Gegensatz zu diesen verfügt er über ein großes Arsenal von negativen Gefühlen – Haß, Eifersucht, Verachtung, Ekel, Schuld, Scham, Zweifel – und was noch schlimmer ist: er ist sich dessen bewußt, was er ist und was nicht."(44) "im Grunde genommen haben die Väter nichts anderes erreicht, als die Welt durch ihre Männlichkeit in Fäulnis aufzulösen"(45). - Auch hier wird deutlich, daß diese Frauen ein ungeheurer Haß fehlsteuert, der ihre Sichtweise massiv einfärbt.

Gekennzeichnet ist das feministische Denken dieser Frauen von Minderwertigkeitsgefühl und borderlineartiger Spaltung in Freund und Feind – Frau und Mann. Haß, Depression, Ohnmacht, Allmacht und ein unterentwickeltes Mutterbild erfüllen ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Eine bejahende Weiblichkeit und Fruchtbarkeit haben sie aus ihrem Bewußtsein verdrängt, ja versucht, in sich zu tilgen. Sie besitzen zu diesen Bereichen ihrer Seele keinen inneren Zugang, ohne daß ein ungeheures Haßpotential in ihnen entfacht wird. Deswegen können sie hierüber kein konstruktives Gespräch führen.


Die feministische Beziehungswelt

Beauvoir, Schwarzer und andere Feministinnen zeichnen die Welt der Frau in düster-grellen Tönen: "Männlichkeit und Weiblichkeit sind nicht Natur, sondern Kultur. Sie sind die in jeder Generation neu erzwungene Identifikation mit Herrschaft und Unterwerfung. Nicht Penis und Uterus machen uns zu Männern und Frauen, sondern Macht und Ohnmacht...Nichts, weder Rasse noch Klasse, bestimmt so sehr ein Menschenleben wie das Geschlecht. Und dabei sind Frauen und Männer Opfer ihrer Rollen – aber Frauen sind noch die Opfer der Opfer" – so Alice Schwarzer(46).

Schwarzer entwertet die Weiblichkeit, indem sie dem weiblichen Geschlecht eine vom Mann erzwungene, ohnmächtige, identitätslose, freudlose, gefühlskalte und minderwertige Opferrolle zuschreibt. "Frauen erkaufen sich menschliche Nähe, Hautkontakt, Zärtlichkeit und soziale Anerkennung durchs Bett. Eigene sexuelle Bedürfnisse werden gar nicht erst bewußt, sie sind zu unterdrückt und deformiert. Die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind heute so eindeutig Machtbeziehungen (selbst da, wo Männer an ihrer Rolle zweifeln oder zerbrechen), daß auch die weibliche Sexualität nur wieder Ausdruck weiblicher Ohnmacht sein kann"(47). "Viele empfinden ihre sexuellen Kontakte mit dem Ehemann oder Freund als Prostitution"(48). "Je männlicher und potenter ein Mann sich gebärdet, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Frau mit ihm eine befriedigende Sexualität erleben kann. Das ganze Potenzgehabe der Männer entbehrt also jeglicher Grundlage, zumindest für heterosexuelle Beziehungen"(49). "Frauen halten sich für schuld an allem...Fast alle Frauen haben Angst vor dem eigenen Mann und Mißtrauen...Es hat einer Gehirnwäsche von Jahrtausenden bedurft, um uns den Glauben an unsere eigene Minderwertigkeit, den Glauben an das 'stärkere Geschlecht' und diese tiefen Zweifel in uns selbst einzupflanzen"(50).
"Man kommt nicht als Frau auf die Welt, man wird dazu gemacht"(51). "Und die Gebärfähigkeit ist auch der einzige Unterschied, der zwischen Mann und Frau bleibt"(52).

Die hier zitierten Zeilen Schwarzers spiegeln eine extreme, depressive Sichtweise über das weibliche Dasein. Es tut sich eine destruktive, eingeengte Beziehungswelt zwischen Mann und Frau auf, die in dieser Schwarz-Weiß-Malerei, Verallgemeinerung und Übertreibung der Realität nicht entsprochen hat.

Aus der in der Kindheit erlebten Ohnmacht entwickeln diese Feministinnen Phantasien der Allmacht. Die Familie, die von Natur vorgegebene Rolle des Mannes und der Frau sind ihnen ein Greuel. Eine sachliche Bestandsaufnahme ist den Feministinnen auf Grund ihres Hasses und ihrer depressiven Selbstabwertung verwehrt.


Mann und Frau

Nach den Feministen hat die Frau dem Manne in nahezu allen Eigenschaften gleichzuziehen. Eine derartige Gleichheit ist aber nicht zu erreichen, da die Hirnstrukturen die Frau mit einer anderen Potenz ausstatten. Der durchschnittliche Mann kann keine Mutter ersetzen. Die Mehrheit der Männer beschäftigt sich von Natur aus mit Technik, Brückenbauen, Zahlen und Maschinen. Die Frau besitzt die biologischen Voraussetzungen zum Empfangen und Gebären des Kindes. Der Vater hingegen vertritt eher das Realitätsprinzip in der Familie. Fürsorglichkeit ist eine Domäne der Frau. Das Band zwischen Mutter und Kind ist enger als das zwischen Kind und Vater. Sprache, Kommunikation, Einfühlung und Gefühle sind die angeborenen Stärken einer durchschnittlichen Frau. Die angebliche Minderwertigkeit der Frau entsteht allein im Kopf männlich identifizierter Feministen. Das Verherrlichen der Großhirnleistung läßt die Gefühle der Fürsorge, der Treue, der Liebe zu Kindern erstarren.

Frauen und Männer wurden und werden durch die feministischen Ziele massiv unter Druck gesetzt. Daran scheitern Frauen, Männer und Familien. Schüler, denen das Ideal der Familie zu Hause, in der Schule und in den Medien vorenthalten wird, gründen keine Familie, wissen diese auch schlecht zu führen.


Familienarbeit ist Beruf

Eine Mutter schreibt: "Ich kann das Reden von 'Familie und Beruf vereinbaren' nicht mehr hören. Eine Familie gestalten, ein Familienschiff durch die Tiefen und manchmal sogar Untiefen des Alltags zu steuern, Kinder zu haben, zu betreuen, zu erziehen, zu bilden und sie das Leben lehren ist ein Beruf. Ein Vollzeitberuf, der sehr viel mehr an Zeit- und Kraftaufwand erfordert als viele andere. Ich übe als Vollzeit-Hausfrau und –Mutter einen anspruchsvollen Beruf aus. Ich habe einen 14-Stunden-Arbeitstag und eine Siebentagewoche. Ich bin ständig in Fortbildungsmaßnahmen und investiere in die Zukunft der Gesellschaft.
Wenn ich diesen Beruf nicht oder nur eingeschränkt ausüben wollte, müßte ich jemand anderen mit der Betreuung und Erziehung meiner Kinder beauftragen. Kinder brauchen Erziehung, Anleitung, Bildung, stabile Beziehungen, die es ihnen ermöglichen, ihrerseits eine stabile Identität zu entwickeln. Diese Aufgabe kann niemand nebenbei erledigen. Bei professionellen Betreuern sieht das offenbar jeder ein, denn ihre Tätigkeit wird ja als Beruf anerkannt.
Vereinbarkeit ist das falsche Stichwort. Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht immer auf Kosten der Beteiligten, meistens der Kinder. Zwei Berufe, von denen der eine überproportional viel Zeit und Kraft verlangt, können nicht gleichzeitig zufriedenstellend ausgeübt werden. Das Stichwort Vereinbarkeit suggeriert die irrtümliche Auffassung, man könne seinen Pudding essen und ihn behalten"...Die Frau "könne Karriere machen, Kinder haben und sich selbst verwirklichen, alles in der Zeitspanne zwischen 20 und 50. Das war einer der ersten Ausbildungsinhalte, mit denen ich in meiner inzwischen fast elfjährigen Berufspraxis konfrontiert wurde: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf 'Fun'. Wer Familienarbeit übernimmt, kann nicht mehr machen, was er will. Unter Umständen jahrelang nicht. Das ist zwar nicht immer lustig, aber das ist nun mal so. Was ich hier leiste, indem ich versuche, vier Kinder zu stabilen Menschen zu erziehen, die willens und in der Lage sein werden, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, ist kein Projekt, sondern ein Dienst. An der Gesellschaft. An der Zukunft. Ich habe mich so entschieden,…Diese Menschen, die Kinder und Jugendlichen von heute, haben unseren vollen, professionellen Einsatz verdient – den der Familie oder ihrer Delegierten. Ich würde mir vom Bundespräsidenten Köhler wünschen, daß er diesen Aspekt deutlicher hervorhebt, als das bisher geschieht: nicht Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern Anerkennung der Familienarbeit als Beruf. Und dann echte Wahlfreiheit für Familien im Hinblick auf das Wohl der Kinder…Es stimmt, Kinder sind unsere Zukunft, aber nur seelisch stabile Kinder sind eine sichere Zukunft, für sich selbst und für uns(53)."


Ammenstaat

Milliardenschwere Programme zur außerfamiliären Kinderbetreuung sind fehlinvestiert. Es wäre besser, den Frauen diese Mittel zukommen zu lassen. Die ureigenste Aufgabe der Familie, Kinder zu erziehen, ihnen Wärme und Liebe zu geben, wird ausgelagert, als ob es sich um ein Unternehmen handelt. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer fordert, daß Kinder auch an den Wochenenden durchgängig betreut werden(54). Die Eltern sollen ungestört ihrer Arbeit nachgehen. Optimierung, Ausbeutung der vernunftbetonten Frauen und Männer stehen obenan. Indem der Einzelne familiäre Leistungen auf Staatseinrichtungen überträgt, entmündigt er sich. Auf die Kinder nimmt keiner Rücksicht. Kinder haben keinen Anwalt. Kinder werden krank.

Es wird allein gefragt, was der Wirtschaft nutzt. Daß Kinder Eltern brauchen, daß diese in den ersten drei Jahren vor allem die Mutter benötigen, darüber wird kaltherzig hinweggesehen.
Eltern treten die Erziehungsgewalt an den Staat ab, an die Schule, an Drogenberatungsstellen, Erzieher und Tagesmütter. Politiker wie feministisch geprägte Medien drängen sie dazu. Das Anpreisen außerfamiliärer Arbeit wirkt sich folgenreich auf Kinder und Jugendliche aus. Ihnen fehlen fürsorgliche, strukturgebende Eltern als Vorbilder. Diese gehen arbeiten. Feierabends und am Wochenende wird das Kind auf Händen getragen, auch abgeschoben vor den Fernseher oder den PC. Kinder brauchen jemanden, der ihnen Grenzen setzt, ihr Gewissen und Über-Ich aufbaut. Sie brauchen Väter und Mütter, die ihnen Liebe und Zuwendung geben, Sprache und Bildung vermitteln.

Fremdbestimmte, Verantwortungslose, vom feministischen Geist Geprägte lassen Fremde, Bedienstete in ihre innersten Bereiche vordringen. Sie übergeben ihre Kinder den Kinderkrippen und Kindergärten. Hier bildet sich ein Bienenstaat, in dem jeder seine Funktion hat, vor allem aber geringen erzieherischen Einfluß auf seine Kinder. Doch plagen den Bürger bereits jetzt zahlreiche Symptome, die sich mit dem Begriff der Infantilität oder der symbiotischen Haltung beschreiben lassen.

Es wird noch ein langer Weg sein, bis der Mensch aufgeklärt ist – so wie Kant es verstanden hat: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit"(55). Ziele der Aufklärung sind u.a.: allgemeines Wissen um die Seele und um das, was Familien zerstört oder zusammenhält.
Das Motto der Infantilen

Menschen, die ihre Lebendigkeit bewahrt haben, wissen um die Not unserer Kinder. Denn trotz aller Entwicklung, Demokratisierung und Aufklärung kranken viele an einer neuen Art der Unreife: Die ehemaligen Chaoten, die Achtundsechziger, haben viele Mauern und Gerüste abgefackelt nach dem Motto der Infantilen: "Macht kaputt, was Euch kaputt macht". Die schweigende Mehrheit, diejenigen, die sich eher anpassen als führen, sind nunmehr ohne ausreichendes ethisches Rüstzeug, um in Selbstverantwortung einen gelungenen Lebensentwurf mit symptomarmen oder -freien Kindern zu verwirklichen. Viele scheitern an der ersten Beziehung, einige wechseln das Geschlecht, lassen die erste oder vierte Ehe scheitern, anstatt daß sie an den Klippen und Kanten der Ehe reifen. Sie bedürfen der Aufklärung durch die Wissenschaft, durch Psychoanalyse und Psychiater.

Eine 28jährige Mutter sagt über ihren zweijährigen Sohn: "Es ist mir manchmal ganz lieb, daß ich morgens zur Arbeit gehen muß, weil mein Sohn zur Zeit sehr anstrengend ist."

Ein Hauptargument, aushäusig zu arbeiten, lautet: "Mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich brauche die Abwechslung durch den Beruf, die Selbstbestätigung." Die Unfähigkeit, sich außerhalb des Berufes mit Menschen zu unterhalten, Menschen aufzusuchen und sich Freunde zu machen, trägt dazu bei, daß der Beruf dazu dient, sich wohlzufühlen.

Kinder fordern Nähe ein, Aufmerksamkeit und Geduld. Wenn Staat und Volk hier einer Mutter keinen Zuspruch geben, die Mutter nicht anerkennen, wenn keine Pflicht und Anerkennung bestehen, sich um Kinder zu sorgen, ihnen die bestmögliche Erziehung angedeihen zu lassen, wirft eine Frau über das Mutter-Kind-Dasein schnell das Handtuch, sobald sie mit dem Kind Probleme hat. Reizen dann auch noch die Verheißung auf Glück und Selbstbewußtsein durch Karriere, der höhere Lebensstandard, das Eigenheim, das zweite Auto, drücken die Schulden, so landet das Kind bald in der Tagesstätte. Fürsorge, Pflicht, Familiensinn darben. Die Erziehungsunsicheren, die Angepaßten, die Verantwortungsschwachen, die Selbstverwirklicher treten ihre Aufgaben an den Staat "als Verteilungs- und Verantwortungsagentur"(56) ab. Sie geben den Sinn des Lebens, ihre Kinder, aus der Hand. Erzieherische und fürsorgliche Fähigkeiten verkümmern. Hauptsache eine Mutter fühlt sich wohl: Sie schiebt um 21 Uhr auf Rollerskates in Minihöschen ihren Kinderwagen selbstverliebt über die Eckernförderstraße. Das Wohl ihres Kindes liegt ihr wenig am Herzen. Lärm und hohes Sicherheitsrisiko beeindrucken sie wenig. Das Kind entartet zuerst im Kopf der Mutter, später mißrät es selbst.

Vereinsamt

Wie weit die Zerstörung der familiären Strukturen gediehen ist, spiegelt sich in folgenden Zahlen:

- Würzburg hat 54,7% Einzelhaushalte(57).
- 37% der Privathaushalte in Deutschland gestalten sich aus Alleinstehenden(58).
- Die Zahl der Einzelhaushalte hat von 1972 bis 2000 um 89% zugenommen(59).
- Weniger als 50% der Kinder nehmen gemeinsam mit der Familie zu Hause eine Mahlzeit zu sich(60).
- Es wurden 2003 20% mehr uneheliche Kinder geboren als 1998.
- Der Anteil der unehelich Geborenen lag in Deutschland 2003 bei 27%(61).
- Im Jahr 2004 wurden 213.691 Ehen in Deutschland geschieden. Diese Zahl steigt seit Jahren an(62).

Die antiautoritäre Familie war Ziel der 68iger. Die Autorität des Vaters war zu brechen. Zerbrochen ist bei vielen der Sinn der Ehe, der Treue und der Familie. Zurück bleibt die Not der Einsamen und Richtungslosen.


Mängel der Staatsfürsorge

Eine Grundschullehrerin berichtet: "Die Hälfte meiner Schüler wird morgens von den Eltern zum Hort gebracht, anschließend kommen sie in die Schule. Fast alle diese Eltern sind den ganzen Tag berufstätig und erhalten ihre Kinder erst gegen Abend zurück. Anschließend werden diese Kinder eher verwöhnt als erzogen. Die Schule soll das Versäumte nachholen. Staatliche Einrichtungen ersetzen keine Eltern."
Ganztagsbetreuungsstätten – allein das Wort ist ein verbrämendes Ungeheuer – weisen Mängel auf. So in einer Kita Kiels: Erzieherinnen bremsen aggressives Verhalten von vierjährigen Jungen nur oberflächlich. Schubsen, Stoßen, unflätige Ausdrücke und gegenseitiges Beschimpfen sind an der Tagesordnung. Betreuende Frauen sind nicht zugegen. Ein von mir zur Ordnung gerufener Junge namens Ingo ruft wie automatisch dem ihm unterworfenen Kameraden zu: "Entschuldigung." Es klingt unecht, gelernt. Es handelt sich nicht um das kinderübliche Schreien und Toben, das ich beschreibe, sondern um unsoziales, zerstörerisches Verhalten. Ingo schlägt den Kameraden in dem Bewußtsein, daß keinerlei Konsequenz aus seiner Tat erfolgt, sobald er Entschuldigung sagt.
Einen Tag später: Drei Erzieherinnen unterhalten sich, die Kinder tollen. Innerhalb von zwei Minuten schlägt ein Junge seinen Zwillingsbruder mit einem Stock viermal auf den Rücken - zwei Meter von den Erzieherinnen entfernt. Der Junge haut dann ein Mädchen mit dem Stock, anschließend wirft er ihn ihr ins Gesicht. Sie weint, läuft auf die Frauen zu. Eine ruft den Jungen. Er kommt lässig auf sie zu, die Hände im Anorak. Eine Erzieherin beugt sich tief zu ihm hinunter. Sie spricht mit ihm – ihre Autorität schmälernd – in gebückter Haltung. So lernen die Kinder, daß unsoziales Verhalten ohne Konsequenzen bleibt. "Unterfinanzierte Verwahranstalten" geben den Kleinen für den Start ins Leben nicht genug Wärme, Struktur und Ideen mit(63).

Eine 24jährige Studentin berichtet: "Im Kindergarten kann ich mich noch an eine für mich damals grausame Szene erinnern. Ein Junge hat meine Freundin in den Arm gebissen. Man hat sie anschließend gezwungen, den Jungen zurückzubeißen. Ich habe noch das Bild im Kopf, wie die Erzieherin den Jungen festhält, den Ärmel hochgekrempelt und vor meiner Freundin steht. Die will ihn partout nicht beißen. Die Erzieherin wird auch mit ihr ganz böse."
Eine Erzieherin zitiert gängige Worte aus einem Kinderladen: "Ich hau dir was auf die Glocke. Hau ab. Du kriegst was an die Waffel."

Im zweiten Grundschuljahr stellen sich Kinder frühmorgens um fünf Uhr den Wecker. Sie lernen aber nicht für die Schule, sondern sie frönen ihrer Fernsehsucht. Grundschullehrer merken, daß das Störverhalten der Kinder in den Klassen zunimmt. Eine Lehrerin berichtet: "Ich bin schon froh und zufrieden, wenn drei Kinder in einer Klasse das an Sozialverhalten verinnerlichen, was ich ihnen vermittle. Nicht das Lernen ist der eigentliche Knackpunkt des Unterrichts, sondern das gestörte Sozialverhalten. Die Unruhe ist montags am größten." Wo und wie sollen die Kinder soziales Verhalten lernen? Ohne Geschwister, mit zerstörerischen Fernsehprogrammen und ohne strukturierend-erziehende Eltern?

Kinder werden heute vor allem von ihren Mitschülern durch unsoziales Verhalten geärgert oder gedemütigt. Wenn nach der Schule niemand zu Hause ist, der sich der Sorgen dieser Kinder annimmt, verlieren die Eltern den Kontakt zum Kind. Es schluckt viel hinunter. Es ist niemand da, der es stärkt und ihm den rechten Weg zeigt. Mutter ist zur Arbeit, Vater ist zur Arbeit. Auch staatlich verordnete Ganztagsbetreuung wird da keine Abhilfe schaffen. Im Gegenteil. Eine Erzieherin, die zehn oder zwanzig Kinder zu betreuen hat, ist nicht in der Lage, die vielen Gemeinheiten und Häßlichkeiten verwöhnter, vernachlässigter Kinder zu erkennen, geschweige denn auf die Sorgen der Einzelnen einzugehen. Daß auch in den Familien Erziehungsnotstand herrscht, ist kein Argument für staatliche Fürsorge, sondern dafür, das Bild von Familie und Erziehung auf eine höhere, bewußtere Ebene der Einzelnen zu heben.

Früh werden abgestillte Säuglinge in Krippen abgegeben, Mütter gehen arbeiten. Diese Handlungen entspringen nicht einer intakten Fürsorge im Interesse der Kinder, sondern dienen allein wirtschaftlichen- und vermeintlichen Glücksvorteilen, auch der Befriedigung kritiklos übernommener feministischer Ziele. In unserem Land bekämpft das Doppelverdienertum nicht Armut, sondern die Institution Familie. Der Selbstwert von Mann und Frau schöpft seine Kraft nicht aus der Vorstellung einer glücklichen, kinderreichen Familie. Erwerbsarbeit und Geld machen zufrieden. Tönen falsche Propheten.


Kleinstkinderbetreuung

Ein Sozialpädiater sagt: "Schon geringe Unterschiede im Pflegeverhalten können tiefgreifende Konsequenzen haben, die das spätere Leben von Grund auf prägen. Das gilt vor allem für das Sprachvermögen, das sich im ersten Jahr nach der Geburt herausbildet und später nur noch marginal beeinflußt werden kann. Bindungslosigkeit bleibt ein Risikofaktor, der sich, wie der emeritierte Münchner Sozialpädiater Theodor Hellbrügge hervorhob, mit jeder Art von Kollektiverziehung verbindet, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß"(64).

Unverhohlen fordern Wirtschaft und Politiker die Arbeitskraft der Frauen ein und die damit verbundene Kleinstkinderbetreuung: "Angesichts des drohenden Fachkräftemangels könnten die Unternehmen vor allem auf die qualifizierten Frauen nicht verzichten...Vorrangig sei dabei zunächst der Ausbau der Kleinstkinderbetreuung"(65).
Sollen staatlich bezahlte Erzieher Kleinstkinder in Gruppen von vier Kindern erziehen, so stellt sich die Frage, wieso hierfür eine staatlich bezahlte Amme vonnöten ist. Es wäre sinnvoller, den Sinn des Mutterdaseins zu stärken und das Geld der Bediensteten den Müttern zu geben.

Die Befürworter der staatlichen Kindererziehung wie z.B. Wassilios(66) berufen sich auf eine Studie in den USA, die lediglich sieben Jahre dieser Kinder vom ersten Lebensmonat an überblickt. Eine derartige Studie kann jedoch erst aussagekräftig sein, wenn die gesamte Lebensspanne dieser Population berücksichtigt wird. Deren spätere psychosomatische Störungen, Scheidungsraten und Auswirkungen auf den eigenen Erziehungsstil sind noch nicht erforscht. Der Hinweis, daß sich berufstätige Mütter besonders intensiv in der verbleibenden Zeit mit dem Kind beschäftigen, kann ich teilweise bestätigen. Ich habe jedoch bereits betont, daß durch diese punktuelle Zuwendung, die zumeist das Kind verwöhnt, eine enorm starke Bindung an die Mutter hervorgerufen wird, bzw. die Vernachlässigung nicht wieder gutzumachen ist.

Der reife, verantwortungsvolle Mensch möchte seine Kinder nicht in Staatsobhut geben, sondern sie selbst erziehen. Er möchte seinem Kind selbst die Sprache beibringen, die einmalige Phase des Säuglings- und Kleinkindesalters mit ihm zusammen verbringen, genießen und durchleben. Der Griff des Staates nach der Familie widerspricht den inneren, seelischen Anlagen des Menschen.
Anstatt darüber nachzudenken, wo die Ursachen einer fehlerhaften Sprachbeherrschung, mangelhafter Schulleistungen und ungenügendem Sozialverhalten liegen, mischt sich das Frauen- und Familienministerium immer tiefer in die persönlichsten Angelegenheiten eines jeden ein: "Das Ministerium hat sich vor allem die Sprachförderung auf die Fahnen geschrieben. Unter Defiziten leiden dabei auch Kinder aus deutschen Familien, 'in denen kaum vorgelesen oder wenig miteinander gesprochen wird', erklärte Erdsiek-Rave. Für die Fortbildung der Erzieher stehen 100.000 Euro im Jahr zur Verfügung"(67). So wird der Bürger immer mehr seiner Pflichten gegenüber den eigenen Kindern enthoben. Der Staat entmündigt ihn.


Unerfüllbare Ansprüche

Eine Erzieherin antwortet auf die Frage: "Was macht mich in meinem Beruf unzufrieden?": "Es ist vor allem die unrealistische Anforderungshaltung des Arbeitgebers, der Eltern und der Kinder. Das Wichtigste ist, alles zu dokumentieren, um es bewerten zu können, als Grundlage zur Optimierung. Dabei geht es im tieferen Sinn nicht um die Qualität der Arbeit, sondern um die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Angebotsmarkt. Wäre ich in einem Unternehmen tätig, könnte ich dies sicherlich noch verstehen, aber ich arbeite mit Menschen. Mittlerweile bin ich so häufig mit der Dokumentation von Projekten, Aktivitäten, Elterngesprächen, Wochenplänen beschäftigt, daß ich häufig in Zeitdruck gerate und sich dies auf den Betreuungsumfang am Kind negativ auswirkt.
Ich muß alles in ausgedruckter Form abliefern, was das Ganze natürlich noch erschwert. Handgeschriebene Elternbriefe sind nicht mehr erlaubt.
Die Natürlichkeit hat ihre Berechtigung verloren, inklusive die der Kindheit. Die Kindheit hat sich zu einem separierten Prozeß entwickelt, der nicht mehr auf ganz natürliche Weise in unser alltägliches Leben mit eingeflochten wird. Dies scheint wohl eine umfassende Entwicklungstendenz zu sein, denn den Alterungs- und Sterbeprozeß haben wir ja auch schon erfolgreich ausgelagert.
Das Fatale ist nur, daß alle denken, sie hätten jetzt etwas Wunderbares geschaffen, endlich eine kindgerechte Kindheit. Um so mehr verstehen die meisten Eltern nicht, warum sie so viele Probleme mit ihrem Nachwuchs haben.
Genau hier liegt ein wesentlicher Anteil meiner Unzufriedenheit. Die Eltern kommen mit einer großen Erwartungshaltung zu uns. Wir sollen ihrem Kind alles anbieten, es gut unterhalten und jegliche Defizite ausgleichen. Schließlich haben wir das ja gelernt. Leider wollen sie dann nicht wahrhaben, daß wir immer nur begrenzt auf die Verhaltensweisen von Kindern einwirken und daß wir sie dort abholen müssen, wo sie ganz persönlich sind. 'Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr', trifft hierfür zu. Voraussetzungen und Horizonte, die im Kleinkindalter nicht geschaffen wurden, müssen hart erarbeitet werden. Das macht mich wütend! Es werden die Pädagogen zur Verantwortung gezogen, nicht die Eltern. Es gibt unendlich viele Institutionen und Einrichtungen, die sich dieser Kinder annehmen. Dadurch ist für viele Eltern Verantwortung ein Fremdwort. Aufgrund der Belegzahlen und dem zunehmenden Konkurrenzkampf sozialer Einrichtungen, ist auch hier der Kunde König geworden. Am Anfang meiner Tätigkeit habe ich viele interessierte und engagierte Eltern erlebt. Dies vermittelte mir eine Wertschätzung meiner Arbeit gegenüber und ich konnte gemeinsam mit den Eltern ein Ziel verfolgen. Wir benötigten keine Wochenpläne, denn die Eltern haben sich selbständig informiert. Heute sind nur noch die Produkte wichtig, wie gebastelte Dinge, außergewöhnliche, zeitgemäße Aktivitäten. Diese Erwartungshaltung wurde mittlerweile auf die Kinder übertragen. Die wissen genau, welche Rechte sie haben. Pflichten kennen sie nicht. Alles, was nicht kindgerecht auf sie abgestimmt wurde, überfordert sie maßlos und führt zur Verweigerung. 'Ich will aber spielen!' Kinder können kaum noch ein NEIN akzeptieren und es gibt ständig Endlosdebatten. Montags ist der unruhigste Tag bei uns. Da nölen und quengeln sie voller Unruhe herum. Wir wissen, die Kinder sind unausgeglichen. Sie haben vor dem Fernsehen gehockt.
Ich kann auch diese gestreßten Mütter nicht mehr ertragen, die wie aufgescheuchte Hühner umherlaufen und sich zur Geißel ihrer Kinder machen lassen. Mütter, die keine Grenzen aufgezeigt und den Kindern vermittelt haben, daß auch sie eine eigene Daseinsberechtigung haben. Mütter, die sich nicht mal drei Minuten ungestört unterhalten können.
Kinder werden zu Konsumenten erzogen und das Leben ist ein Selbstbedienungsladen.
Ich mühe mich stundenweise am Tag ab, und großartig bewegen kann ich sowieso nichts, weil es die übrige Zeit wieder wie gehabt läuft.
Dann sitzen sie wieder krumm und schief am Essenstisch und stehen ständig auf, spielen zwischendurch ein wenig, oder schauen dabei Fernsehen. Das vergangene Jahr im Hort ist besonders frustrierend gewesen, weil die Kinder meistens bis 15.00 Uhr Hausaufgaben machen und dann bis 16.00 Uhr kaum noch Zeit ist, etwas Schönes und Sinnvolles zu tun.
Zu Beginn meiner Tätigkeit kamen die meisten Eltern mit der Einstellung in unser Haus, 'Das ist ja nett hier, so viele Möglichkeiten. Was macht ihr denn so mit den Kindern, wie können wir euch unterstützen?'
Dann brach Phase zwei an, 'Hallo, das ist mein Kind und ich möchte, daß es hier viel lernt und viel geboten bekommt, ich habe nämlich schrecklich wenig Zeit.'
Die Steigerung des Ganzen haben wir heute. 'Hallo, das ist mein Kind und ich möchte, daß ihm alles geboten wird und es seine Verhaltensauffälligkeiten verliert. Ich will Resultate sehen, schließlich bezahle ich dafür. Ansonsten werde ich mich an oberster Stelle beschweren.' Die Eltern wollen Verhaltensänderungen, obwohl sie ihr Kind selten in den Kindergarten schicken. Der Junge hat den Kontakt zur Gruppe verloren, wie auch wir zu ihm. Die Eltern stellen Ansprüche, die nicht erfüllbar sind." So berichtet eine erfahrene Erzieherin.
Eine Gemeinschaft definiert sich dadurch, daß sie moralische Werte hochhält, ihnen zustrebt und sie anerkennt. Diese Werte sind nicht beliebig austauschbar. Wenn ein Staat meint, Materialismus und Sozialismus seien höchste Ziele, so wird er diesem Streben nach Geld alles andere unterordnen. Wenn die öffentliche Meinung Kinder als Störfaktoren für die Selbstverwirklichung der Frau erklärt, so werden sich die meisten diesen Werten anpassen. Sie setzen wenig Kinder in die Welt, gehen einer aushäusigen Arbeit nach. Sie stärken ihr Selbstwertgefühl, indem sie sich an die öffentliche Meinung anpassen. Es gibt nur wenige starke Persönlichkeiten, die sich außerhalb stellen.


Herzensbildung gegen Leistungsdruck

Viele berufstätige Frauen sind mit Kindern überfordert. Sie fühlen sich durch die Ziele einer leistungsbetonten Gesellschaft verpflichtet, aushäusig zu arbeiten, obwohl sie Mutter sind. Die Frauen können als Mutter auch deswegen nicht zufrieden sein, da das Bild der Familie mit einer Mutter im Zentrum zerstört ist. Nahezu alle Mütter antworten auf meine Frage nach ihrem Beruf: "Ich bin nur Hausfrau und Mutter." Sie haben Minderwertigkeitsgefühle, Schuldgefühle, nicht den Leistungsanforderungen einer familienfeindlichen Gesellschaft zu genügen. Der Mutterberuf ist in der Vorstellung der meisten minderwertig geworden – ganz wie Beauvoir und Schwarzer es selbst empfunden haben.

Es ist nach der gegenwärtigen offiziellen Lesart wichtiger für eine junge Mutter, wieder zu jobben, als persönlich für das Wohl des Kindes zu sorgen. Nach kurzer Stillzeit stürzt sie sich in lohnabhängige Arbeit, anstatt die Nähe zum Kind zu erfahren, es in die Welt zu begleiten und zu betreuen.

Die öffentliche Meinung wertet Familie, Liebe, Opferbereitschaft und Mutterdasein gegenüber den Kindern ab. Ehemalige Randgruppen haben sich in den Vordergrund gedrängt. Sie vermitteln Werte der Beliebigkeit, der Austauschbarkeit von Partnern und Erziehungsidealen. Dieses Verwirrspiel verstärkt die innere Auflösung der Familiengemeinschaft.

Selbstbewußtsein bezieht die moderne Frau nicht aus ihrer Fähigkeit, Kinder zu gebären und in einer stabilen Familie großzuziehen, sondern durch Leistung in Konkurrenz zum Manne und zu anderen Frauen. Ein Staat, der seine Kinder nach einem halben Lebensjahr in Horte schickt, der seine Kinder von Sprachheilerziehern begleiten läßt, der hilflos vor den Verhaltensstörungen und der Gewalt seiner Kinder steht, wird sich besinnen müssen auf Herzensbildung, auf Familie, Treue, Liebe und Verzichten, wenn er überleben möchte. Kinder gelingen, wenn Mütter und Väter ihre Rollen bejahen.

Was ist zu tun? Sag Ja zum Kind, sag Ja zum Leben. Grenze Dich ab. Achte Deine Träume. Töte die Schuldgefühle, die verhindern, daß Du erwachsen wirst. Liebe Kinder und erziehe sie, in einer dauerhaften Lebensform, die Familie heißt.

Literatur

1. Stern: Nr. 11 (2005), S. 8, 63-76

2. Kieler Nachrichten: Nr. 60 (12.3.2005), S. 12

3. Schneider, R.: Gute Mütter arbeiten. Ein Plädoyer für berufstätige Frauen. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. (2002)

4. Gerhard, U., Knijn, T., Weckwert, A.: Erwerbstätige Mütter. Ein europäischer Vergleich. C. H. Beck Verlag, München (2003)

5. Amendt, G.: Scheidungsväter. Band 6 der Schriftenreihe des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung, Bremen (2004), S. 231-238

6. Simrock, K.: Die deutschen Sprichwörter, Philipp Reclam Jun., Stuttgart (1988), S. 290

7. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr. 246 (21.10.2004), S. 4

8. Schmitt, C.: Kinderlose Männer in Deutschland – Eine sozialstrukturelle Bestimmung auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP). Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2003), S. 11

9. Der Spiegel: Nr. 2 (2004), S. 45

10. Franz, M.: Wenn der Vater fehlt. Psychologie Heute, 3 (2004), S. 20-45

11. Die Welt: Nr. 117-21 (23.5.2005), S. 32

12. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr. 256 (4.11.2002), S. 8

13. Reich, W.: Die sexuelle Revolution. Zur charakterlichen Selbststeuerung des Menschen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. (1966), S. 88

14. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr. 101 (30.4.2004), S. 13

15. Kieler Nachrichten: Nr. 40 (17.02.2004), S. 12

16. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr 265 (13.11.2010), S. 3

17. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr 265 (13.11.2010), S. 1

18. Bild: (14.2.2004), S. 2

19. Beauvoir, S.: Das andere Geschlecht, Rowohlt, Hamburg, (1968), S. 409

20. Ebenda, S. 482

21. Ebenda, S. 496-497

22. Ebenda, S. 476

23. Ebenda, S. 489

24. Ebenda, S. 336-337

25. Ebenda, S. 364

26. Ebenda, S. 399-402

27. Ebenda, S. 510

28. Ebenda, S. 510

29. Ebenda, S. 302

30. Ebenda, S. 303

31. Ebenda, S. 564

32. Ebenda, S. 403

33. Ebenda, S. 641

34. Ebenda, S. 646

35. Ebenda, S. 669

36. Ebenda, S. 361

37. Conzen, P.: Fanatismus. Psychoanalyse eines unheimlichen Phänomens. Kohlhammer Verlag, Stuttgart (2005), S. 32-113

38. Flöttmann, H. B.: Zur Psychologie der Gewalt. Über den Ursprung von Fanatismus, Faschismus und Terrorismus. TW Neurologie Psychiatrie 5 (1991), S. 377-388

39. Ebenda

40. Offenbach, Judith: Sonja. Eine Melancholie für Fortgeschrittene. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. (1981), S. 225

41. Ebenda, S. 325

42. Ebenda, S. 15

43. Kunstmann, A.: Frauenemanzipation und Erziehung, Werner Raith Verlag, Starnberg (1971), S. 18

44. Solanas, V.: Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer SCUM. März Verlag, Berlin und Schlechtenwengen, 5. Aufl. (1982), S. 26

45. Ebenda, S. 40

46. Schwarzer, A.: Der "kleine Unterschied" und seine großen Folgen. Frauen über sich – Beginn einer Befreiung. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. (1975), S. 178

47. Ebenda, S. 180

48. Ebenda, S. 182

49. Ebenda, S. 184

50. Ebenda, S. 184-185

51. Ebenda, S. 189

52. Ebenda, S. 191

53. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr. 130 (7.6.04), S. 13

54. Die Welt: 8.2.2005, S. 4

55. Kant, I.: Was ist Aufklärung? Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (1985), S. 55

56. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr. 252 (30.10.2002), S. 1

57. Kieler Nachrichten: Nr. 283 (4.12.2003), S. 32

58. Die Welt: Nr. 234-41 (6.10.2004), S. 1

59. Henry-Huthmacher, Ch., Hoffmann, E.: Familienreport 2005, Nr. 151/2006. St. Augustin (2006), S. 11

60. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Nr. 228 (30.9.2004), S. 7

61. Kieler Nachrichten: Nr. 15 (19.1.2005), S. 28

62. Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung vom 13.7.2005. www.destatis.de

63. Spiegel: Nr. 1, (2003), S. 52 – 54

64. Die Welt: 4.11.2004, S. 31

65. Die Welt: 9.11.2004, S. 11

66. Wassilios, E.: Der quantitative Ausbau des Systems der Tageseinrichtungen für Kinder. In: Auf den Anfang kommt es an! Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.), Beltz Verlag, Weinheim, Basel, Berlin (2003), S. 38

67. Kieler Nachrichten: Nr. 221, (21.9.2004), S. 5

68. Kieler Nachrichten: Nr. 173, (28.7.2010), S. 4

69. Kieler Nachrichten: Nr. 98, (28.4.2011), S. 2

Autor: Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann
Dieser Artikel erschien erstmals in dem Buch "Steuerrecht des Lebens", Novum Verlag, Wien, München, Horitschon (2006) unter dem Titel: "Angriff auf die Familie", S. 89-120

 

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