Die Träume des Don Juan

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Über Verliebtheit, Treue und Liebe

 

Gehe,
Verschmähe
Die Treue,
Die Reue
Kommt nach. (16)


Ein 42jähriger Rechtsanwalt hat in seinen Träumen und in der Realität Schwierigkeiten, sich gegenüber attraktiven Frauen abzugrenzen. Er fühlt sich von ihnen wie magnetisiert. Obwohl er verheiratet ist, läßt er sich immer wieder auf außereheliche Verhältnisse ein, unfähig, seine Liebe und seine Phantasien seiner Frau zu widmen. Der Rechtsanwalt rechtfertigt sein Fremdgehen damit, daß nach einem Jahr Ehe ihre sexuelle Lust deutlich nachgelassen habe: "Sie wollte nur noch ganz selten Sex und dann ohne Begeisterung."
In der Therapie träumt er von seinem schlechten Gewissen: "Ich bin in einem großen Gebäude und betrete einen Saal. Dort sehe ich auf einem Tisch die aufgeschlagene Bibel. Ich schaue mir den Text an und lese in großen goldenen Lettern: 'Ein Mann liebt eine Frau.' Dieser Satz ist für mich noch im Traum sehr beeindruckend." Einige Monate danach erinnert er: "Ich bin mit einer Arbeitskollegin unterwegs. Wir kommen uns näher, dann fangen wir an, uns zu küssen. Ich finde das zwar ganz nett, sage ihr aber: 'Das geht nicht, weil ich verheiratet bin.'" Später hat er Traumerlebnisse, in denen er seine Triebhaftigkeit überwindet, die ihm in Gestalt eines Orang-Utans, eines Stieres und einer Schlange begegnet.

Das Problem der Beziehungsstörung und des rastlosen Suchens nach Liebe finden wir bei vielen Menschen. Es trifft Männer und Frauen. Eingebürgert haben sich für die Liebesunfähigkeit die Begriffe des Narzißmus oder des ewigen Jünglings (7). Der ewige Jüngling hat nicht zu einer dauerhaften Liebe gefunden. Er übernimmt später die Rolle des verliebten Alten, des Senex amans. Er bleibt in sich selbst verliebt wie Narziß in sein Spiegelbild. Don Juan hält um die Hand vieler Frauen an, aber zu einer echten Liebe ist er nicht fähig. Er ist und bleibt auf der Suche nach der "Richtigen".


Die schönen Seiten der Verliebtheit

Sich Verlieben heißt: von Liebe zu jemandem in der Weise er-griffen zu werden, daß man immer an ihn denkt, sich positiv mit ihm in seinen Gedanken beschäftigt, sich Liebe, Glück, Zuwendung und körperliche und seelische Verschmelzung erhofft. Stendhal bezeichnet den Zustand der frischen Verliebtheit und Idealisierung als "Kristallisation" (27). Er nennt vier Stufen der Verliebtheit, die seit altersher bekannt sind (26):

"Die erste besteht im Erwecken von Hoffnungen,
Die zweite im Angebot des Kusses,
Die dritte im Genuß der Umarmungen,
Die vierte in völliger Hingabe."

Die Idealisierung des Partners ist ein angenehmer und belebender Zustand, der die Phantasie beflügelt, Energien freisetzt und Hindernisse überwindet. Die Verliebtheit bringt beschwingende, lebendige, Glück und Lust verheißende Gefühle mit sich, die in Gedichten und Büchern der gesamten Weltliteratur beschrieben werden. Auch Goethe als Suchender und Spätentwickler hat seine Verliebtheit in dem Gedicht "Maifest" festgehalten:


Maifest

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch

Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne,
O Glück, o Lust,

O Lieb', o Liebe,
So golden schön
Wie Morgenwolken
Auf jeden Höhn,

Du segnest herrlich
Das frische Feld -
Im Blütendampfe
Die volle Welt!

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich dich!
Wie blinkt dein Auge,
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud' und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst (9).


In der Verliebtheit gerät einem vieles leichter, der Verliebte empfindet die Welt in schönen Farben. Er wird von einer Woge des Glücks getragen. Die Verliebtheit ist ein elementares Gefühl, das den Verliebten befähigt, eine körperliche und seelische Verschmelzung einzugehen. Die Verherrlichung des Partners überwindet alle Hindernisse auf dem Weg zur körperlichen Vereinigung.


Die romantische Liebe

Die romantische Liebe ist durch länger andauernde Schwärmerei, Verklärung, Idealisierung und Besitzergreifen charakterisiert. Sie verabsolutiert die Liebe zu dem höchsten und einzigen Gut. Das romantische Liebesverhältnis ist sehnsuchtserfüllt. Sehnsucht bedeutet Unglücklichsein, ein nicht stillbares Verlangen und schmerzhafte Suche. Gesucht wird ein Zustand der Glückseligkeit, dessen Erfüllung auf einen bestimmten Partner projiziert wird. Verliebtheit nimmt keine Rücksicht. "You can't never stop me loving you" heißt es in einem Schlager der Beatles. Die romantische Liebe ist vereinnahmend, sie will in ihrem Drängen nach Verwirklichung völlige Hingabe und Aufgabe des anderen. Die schwärmerische Leidenschaft ergibt daher keine ausreichende Beziehung zum Du. Plack nennt das romantische Begehren distanzlos (23).

Was macht die Verliebtheit so faszinierend? Es ist die Tatsache, daß sie die Menschen elektrisiert, aus der Depression reißt und Glück verspricht. Das Liebesverlangen oder die Verliebtheit halten ihm Versprechen entgegen, die kurzfristig eingehalten werden. Enttäuschungen und ein Zurückfallen aus dem Himmel der Verliebtheit bleiben aber nicht aus. Johnson sieht in der romantischen Liebe einen großen Widerspruch, der darin besteht, daß sie "nie eine menschliche Beziehung hervorbringt, solange sie romantisch bleibt. Sie produziert Dramen, wagemutige Abenteuer, wunderbare, intensive Liebesszenen, Eifersüchte und Betrug" (13). Die Liebe zu einer Frau oder zu einem Mann besteht aus einer inneren bejahenden Kraft und der Gewißheit, daß das Leben liebens- und lebenswert ist. Die Liebe kommt von Herzen und ist auch dort zu fühlen. Sie verzeiht und fördert das Wachstum des anderen.
Ich bin in meine Schwester verliebt

Ein 42jähriger Student der Zahnmedizin sucht meine Praxis wegen depressiver Verstimmungen auf, die ihn seiner Meinung nach in seiner Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen. Lachend und wehklagend stellt er sich meinen konfrontierenden Fragen. Er ist wenig reflexionsfähig und nicht bereit, über die eigentlichen Ursachen seiner Arbeitsstörungen und seiner depressiven Verstimmungen nachzudenken. Er sieht nicht ein, daß es höchste Zeit wird, erwachsen zu werden. Er kleidet sich als 40jähriger wie ein Teenager mit Jeans und aufgeklebten Flicken. Er hat fünf Freundinnen. Sein Kontakt zu seiner Mutter ist eng, da er auch wirtschaftlich von ihr abhängig ist.

Ein Traum bewegt ihn besonders: "Ich bin verliebt in meine Schwester und möchte sie auf dem Burgberg neben der Kirche treffen, um mit ihr zu schmusen oder mehr. Ich habe ihr den Platz gezeigt, es ist ein steiler Felsen zu erklimmen. Während sie abrutscht und nicht kommt, erscheint meine Mutter, nimmt mich an der Hand und führt mich nach Hause. Ich vergehe vor Sehnsucht." Das Schicksal dieses Studenten ist seine Bindung an die Mutter, die durch die Schwester vertreten wird. Der Traum zeigt dem Studenten, daß er seine Schwester - die Mutter - abstürzen lassen soll. Das Treueband zu seiner Mutter kann er aber nicht durchschneiden, denn der Traum nimmt einen negativen Ausgang: Die Schuldgefühle und die Loyalität siegen und führen ihn zurück zur Mutter. Das Sehnsuchtsgefühl am Ende des Traumes entspringt seiner Mutterbindung, die eine erfüllte Liebe nicht zuläßt.


Die Verliebtheit als Hilfsmittel

Wer sich verliebt, ist auf dem Weg zum Leben und zur Liebe. Die Verliebtheit ist eine starke Macht. Sie ruft derart tiefe Veränderungen in der Seele und im Körper des Menschen hervor, daß sie unter therapeutischen Gesichtspunkten wünschenswert ist. Die Verliebtheit führt aus der regressiven Symbiose mit den elterlichen Objekten heraus, sie zieht aber auch wieder hinein in den regressiven Sog der infantilen Glücksphantasien. Die Verliebtheit stellt eine Kraft dar, mittels derer man sich aus der elterlichen Bindung befreien kann. In der Therapie können sich gegenüber dem Therapeuten Phantasien und Idealisierungen abspielen, die wir Übertragungsliebe nennen. Die Verliebtheit und auch die Übertragungsliebe sind wesentliche Faktoren, die den therapeutischen Prozeß fördern können. Die Verliebtheit beinhaltet also ein energetisches Potential, das, wie eine Initialzündung, Bindungskräfte in Schwingungen versetzt, damit diese von einer infantilen Stufe auf eine höhere Stufe der Liebe gelangen und die Bindung an den Partner ermöglichen. Das Potential an Bindungsenergie und bisher gebundener Sexualität wird durch den Zustand der Verliebtheit übertragbar und frei gemacht.

Das Aufsuchen von Verliebtheitszuständen ist dann heilsam, wenn sich das Suchen nach allumfassender Liebe und Verschmelzung in der Wiederholung der Verliebtheiten erschöpft und einer realistischen Sicht der Liebe weicht. Oft verbirgt sich hinter den Verliebtheitsphantasien ein starker Wunsch nach Glückseligkeit und kindlicher Geborgenheit. Infantile, außereheliche Verliebtheitszustände können zur Reifung beitragen und eine echte Liebe ermöglichen, wenn sich der Betreffende der Reifefunktion seiner Verliebtheiten bewußt ist. Dann kann er sich allmählich von seinen phantasierten Glücksvorstellungen lösen und umfassende Liebe bei seinem Partner empfinden, geben und einfordern. Die Partnerschaft wird jedoch scheitern, wenn derartige Verliebtheitszustände zu oft vorkommen und das Herz ganz dem oder der Geliebten geschenkt wird. Der Glückszustand der Verliebtheit kann nämlich wie jeder Zustand, der einen fasziniert, zum Suchtmittel werden.

Der Verliebte glaubt, daß seine Gedanken und Gefühle allein der Geliebten gelten. Wie die Analyse bei vielen Patienten jedoch zeigt, liegt der Verliebtheit oft ein eigener, abgespaltener, verborgener Persönlichkeitsanteil zugrunde. Häufig ist es das Bild des Vaters oder der Mutter, auf das man infantil fixiert ist. Es wird das positiv gefärbte Bild der Mutter in der Geliebten gesucht. Der Don Juan hat Schwierigkeiten, sich ein realistisches Bild von den Vorteilen und Fehlern des Partners zu machen. Er ist eher in die eigene Vorstellung verliebt als in einen realen Menschen. Er sucht die Traumfrau, die ihn bald enttäuscht. Um sein Ziel trotzdem zu erreichen, wählt er sich eine andere.


Zigeunertraum einer 50jährigen Mutter

Eine 50jährige verheiratete Krankengymnastin, die ihre Untreuephantasien auslebt, träumt: "Ich stehe mit einigen Leuten in einem Haus. Vor uns liegt ein öder Abhang. Unter mir sehe ich einen windschiefen Schuppen in Flammen aufgehen. Dann höre ich helle Schreie von einigen jungen Zigeunerinnen, die ich vorher gesehen habe. Offensichtlich sollen sie mit verbrannt werden. Ich frage ziemlich ruhig, warum man das tue. Es wird mir geantwortet, daß sie zu nichts nutze seien, und man wisse nicht, wohin sonst mit ihnen. Ich bin betroffen, tue aber nichts zu ihrer Rettung." Die Ehefrau deutet den Traum als die Aufgabe ihres Zigeunerlebens bezüglich ihrer Liebesphantasien und -abenteuer. Sie ist 25 Jahre lang ihrem Mann treu gewesen, der - wie sie - an einer scheinbar unauflösbaren Bindung an die Mutter und seine Schwestern leidet. Er sucht die Nähe seiner Frau, schafft es aber durch ungehöriges, faxenhaftes und abstoßendes Benehmen immer wieder, die Harmonie zwischen ihnen zu zerstören. Nachdem sie sich einen Geliebten erlaubt hat, stellt sie fest, daß auch dieser nicht ihren Glücks- und Liebeserwartungen entspricht. Sie lernt, bescheidener zu sein und sich mehr für ihre Ehe einzusetzen.


Die unangenehmen Seiten der Verliebtheit

Einige Menschen empfinden die Verliebtheit als einen Zustand der Besessenheit. "Jemandem den Kopf verdrehen, in jemanden vernarrt sein, nach jemandem verrückt sein." Diese Ausdrücke belegen, daß das Gefühl der Verliebtheit auch ein sonderliches ist, das einem den inneren Frieden raubt. Der Verliebte ist besessen von der Vorstellung, daß eine bestimmte Person höchstes Glück in der Verschmelzung verspricht. Unablässig denken die Verliebten aneinander. "Und das schönste Frauenbild spukte mir im Kopfe wild" (10). Die Abtretung eigener Interessen an die geliebte Person - das allmächtige Objekt - hat unangenehme Folgen. Der Verliebte ist nicht mehr in der Lage, sich auf seine täglichen Verrichtungen zu konzentrieren, die Konzentrationsfähigkeit auf die Arbeit sinkt. "Ich bin verliebt und so hoffnungslos, besinnungs- und vernunftlos, wie nur je eine unerfahrene junge Motte ums Licht geflogen ist" (11). Mit der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit ist es vorbei. In Goethes Faust (8) klagt Gretchen über Unruhe, Zerrissenheit und Sehnsucht:

 

Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.

Mein armer Kopf
Ist mir verrückt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerstückt.

Wo ich ihn nicht hab,
Ist mir das Grab,
Die ganze Welt
Ist mir vergällt.

Meine Ruh ist hin,
Mein Herz ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.


Schlechte Erfahrungen mit einer verschlingenden Mutterfigur oder einem verführerischen Vater rufen im Erwachsenenalter starke Ängste und Ohnmachtsempfindungen gegenüber den als allmächtig erlebten und grenzüberschreitenden inneren Elternbildern hervor. Hieraus erklärt sich der Zustand der Besessenheit und der Unfreiheit. Sie haben ihre Wurzeln in einer unbewältigten Eltern-Kind-Beziehung und Bindung. Gesteigert wird die Qual der Verliebtheit durch eine erhöhte angeborene Sensibilität und Phantasie. Das erhoffte Glück auf Zweisamkeit und ein Leben in einer glücklichen Familie überstrahlen jedoch die Qual und die Seelenpein einer Verliebtheit, wenn sie allmählich mit reifer erwachsener Liebe erfüllt wird.


Besessenheit und Ohnmacht

Ein 36jähriger verheirateter Beamter, der unter Beziehungslosigkeit leidet und an schweren Angstsymptomen erkrankt ist, erzählt folgenden Traum: "Ich liege nackt auf dem Rücken, mein Glied ist steif. Eine Frau mit einem Katzenkopf sitzt auf mir und masturbiert mich. Ich habe eine starke Abneigung dagegen, kann mich aber anfangs nicht dagegen wehren. Neben mir steht ein anderer Mann. Mit dessen Hilfe gelingt es mir, mich von der Katzenfrau zu befreien und sie zu verjagen." Das Traumsymbol der Katze versinnbildlicht hier den verführerischen, mächtigen und negativen Aspekt des Mütterlichen. Die Rückenlage und das Aufsitzen der Katzenfrau verdeutlichen ohnmächtige Passivität und die Besessenheit durch eine besitzergreifende Mutterfigur. Gefühle von Wut, Haß, Hilflosigkeit, Ohnmacht und echter Zuneigung vermischen sich, bevor ihm seine eigene Männlichkeit zu mehr Struktur und Abgrenzungsvermögen verhilft.


Aus dem Tagebuch eines Verführers

Wie aggressiv, besitzergreifend und total eine Verliebtheit sein kann, wie sie einem den Verstand raubt, die eigene Autonomie und die des anderen zerstört, erkennen wir in Kierkegaards Werk "Aus dem Tagebuch eines Verführers" (19):

"Meine Cordelia!
Sprich - ich gehorche, Dein Wunsch ist ein Befehl, Deine Bitte ist eine allmächtige Beschwörung, jeder flüchtigste Wunsch von Dir ist eine Wohltat gegen mich; denn ich gehorche Dir nicht als ein dienstbarer Geist, als stünde ich außerhalb Deiner. Indem Du gebietest, wird Dein Wille, und mit ihm auch ich; denn ich bin eine Verwirrung der Seele, die nur wartet auf ein Wort von Dir.
Dein Johannes".

Die Abtretung der Selbständigkeit, des eigenen Willens und der geradezu blinde Gehorsam sind charakteristisch für den Zustand eines abhängigen und unselbständigen Menschen. Die Unterwerfung an das allmächtige Objekt - an Vater oder Mutter - wird in der geliebten Person wiederholt. Auch Allmächtigkeitsansprüche, die früher der Mutter galten, richten sich nun an die Geliebte. Der Narzißt ist zu einer echten Liebe nicht fähig, auch wenn er seine Geliebte abgöttisch verehrt. Die nach außen zur Schau gestellte Verliebtheit ist im Grunde eine Selbstverliebtheit. Der Verführer von Kierkegaard setzt sich mit dem Vorwurf der Selbstverliebtheit auseinander (20):

"Meine Cordelia
Ich sei in mich selbst verliebt, sagt man von mir. Das wundert mich nicht; denn wie sollte man merken können, daß ich zu lieben vermag, da ich nur Dich liebe, wie sollte sonst jemand es ahnen, da ich nur Dich liebe? Ich bin in mich selbst verliebt, warum? Weil ich in Dich verliebt bin; denn Dich liebe ich, Dich allein und alles, was Dir in Wahrheit gehört, und also liebe ich mich selbst, weil dieses mein Ich ja Dir gehört, so daß, wenn ich Dich zu lieben aufhörte, ich aufhören würde, mich selbst zu lieben. Was also in den profanen Augen der Welt Ausdruck des größten Egoismus ist, das ist für Deinen eingeweihten Blick Ausdruck der reinsten Sympathie, was in den profanen Augen der Welt Ausdruck der prosaischsten Selbsterhaltung ist, das ist für Dein geheiligtes Gesicht Ausdruck der begeistertsten Vernichtung meiner selbst.
Dein Johannes"

Johannes hat die Grenze zwischen dem Ich und dem Du aufgelöst. Er ist bereit, sein Selbst zu vernichten, um die Liebe seiner Cordelia zu erreichen. Das Selbst eines Narzißten wurde schon in der frühen Kindheit zerstört, als seine Grenzen von allmächtigen Elternfiguren nicht anerkannt wurden, sondern überschritten und zerstört wurden. Nur ein symbiotisch gebundener Mensch liebt derart elementar und unbewußt. Seine Liebe verzehrt ihn selbst und seine angebetete Geliebte. Die Liebe ist für den Verführer etwas Absolutes: "Liebe ist Alles, darum hat für den, der liebt, alles aufgehört, an und für sich eine Bedeutung zu haben, und hat nur Bedeutung durch die Auslegung, welche die Liebe ihm gibt" (21).

Die Liebe des Verführers Johannes ist aushöhlend, erschlagend und rücksichtslos. Der Verliebte Kierkegaards würde in der heutigen Zeit mit nächtlichen Telefonanrufen seine Geliebte aus dem Schlaf reißen und ihr seine "Liebe" gestehen. Im schlimmsten Fall würde er sich nicht zu Worte melden, sondern als Ausdruck seiner Besessenheit und seines sehnsüchtigen Verlangens nach ihr nur ihre Stimme hören wollen und den Telefonhörer wieder auflegen. Die Verliebtheit kann einen totalitären Charakter annehmen: "Mein Verlangen ist eine ewige Ungeduld. Erst wenn ich alle Ewigkeiten durchlebt und mich überzeugt hätte, daß Du mir in jedem Augenblick gehörst, erst dann würde ich wieder zurückkehren zu Dir und mit Dir alle Ewigkeiten durchleben und freilich nicht Geduld genug haben, auch nur einen Augenblick von Dir getrennt zu sein, ohne mich zu sehnen, wohl aber Sicherheit genug, um ruhig an Deiner Seite zu sitzen" (18).

Kierkegaard legt den Allmachtsanspruch des infantil Verliebten schonungslos offen. Eine besitzergreifende Sehnsuchtsliebe hat der Narzißt in seiner eigenen Kindheit selber erfahren müssen. Er kann nicht anders als total lieben, weil er sich noch nicht von der erschlagenden Liebe seiner Mutter oder seines Vaters gelöst hat. Die Besessenheit von einer Mutterfigur findet er nun in der Verliebtheit zu seiner Geliebten wieder. Er meint, sie ständig sehen und ihr nahe sein zu müssen. So wurde Kierkegaards Verführer der Geliebten Cordelia zum Verhängnis, wie einer ihrer Briefe an ihn offenbart (17):

"Johannes! Ich nenne Dich nicht: mein, das, ich erkenn' es wohl, bist Du nie gewesen, und ich bin hart genug dafür gestraft, daß dieser Gedanke einmal meine Seele ergötzte; und doch nenne ich Dich: mein; meinen Verführer, meinen Betrüger, meinen Feind, meinen Mörder, meines Unglücks Ursprung, meiner Freude Grab, meiner Unseligkeit Abgrund. Ich nenne Dich: mein, und nenne mich: Dein, und wie es einstmals Deinem Ohre schmeichelte, das stolz zu meiner Anbetung sich neigte, so soll es nun wie ein Fluch über Dich klingen, ein Fluch in alle Ewigkeit. Freue Dich nicht darauf, daß es meine Absicht sei, Dich zu verfolgen, oder mit einem Dolche mich zu waffnen, um Deinen Spott zu reizen! Fliehe, wohin Du willst, ich bin doch Dein, ziehe bis an das äußerste Ende der Welt, ich bin doch Dein, liebe hundert andre, ich bin doch Dein, ja noch in der Stunde des Todes bin ich Dein. Selbst die Sprache, die ich wider Dich führe, muß Dir beweisen, daß ich Dein bin. Du hast Dich vermessen, einen Menschen so zu betrügen, daß Du alles für mich geworden bist, so daß ich alle meine Freude darein setzen wollte, Deine Sklavin zu sein, Dein bin ich, Dein, Dein, Dein Fluch.
Deine Cordelia"

Seine Geliebte hat sich - wie ihr Verführer - in ihrem Selbst und in ihrer Eigenständigkeit aufgegeben. Der Verführer und die Verführte sind nicht Herr ihrer selbst, sondern sie glauben beide an die romantische Liebe, die wie ein Fluch auf ihnen lastet. Sie wollen erobern, Allmachtsansprüche ausleben, um anschließend aus Angst vor Nähe und Verschlungenwerden das Liebesobjekt fallenzulassen. Die Lebensgeschichte vieler Patienten mit Beziehungsproblemen und Treuebrüchen im äußeren Leben weist häufig auf ein unlösbares Treuegelöbnis hin, das sie ihren Eltern gegeben haben. Die Infantilität ihrer Verliebtheitszustände kennt keine Grenze des Du, sondern allumfassenden Besitzanspruch und Unterwerfung. Sobald eine Hingabe an jemand anderen erfolgt, tauchen Schuldgefühle und mütterliche und väterliche Zweifel auf, die ihnen die Liebe vergällen. Der Don Juan fürchtet die Nähe und Verantwortung so sehr, daß er sich unter Ausflüchten von der Geliebten abwendet. Das ist der eigentliche Fluch, der auf dem Verführer liegt: "Bleib mir treu! Liebe keinen anderen!" Dieser Fluch wird - wie es in vielen Märchen dargestellt ist - in der Kindheit von einem oder beiden Elternteilen angelegt und kommt erst in der Adoleszens zur Verwirklichung. Eigentlich möchte der Mensch eine Frau oder einen Mann ganz lieben. Verliebtheiten außerhalb der Ehe bedeuten Streß, oft genug Unglück, manchmal die Chance zu einer Neugestaltung der Ehe oder der Partnerschaft.


Ich fange mit dir nicht an

Ein 28jähriger Physikstudent, der seit 8 Jahren mit einer hübschen und herzenswarmen Frau verheiratet ist, geht während seines Studiums ein außereheliches Verhältnis ein. Er berichtet in der Mitte seiner Therapie folgenden Traum: "Ich bin mit einigen jüngeren Frauen und ihren Kindern in einer Kirche auf einer Empore. Sie ist extrem baufällig. Von dort aus muß man sich an Seilen auf die darunterliegende Empore hinunterhangeln. Zwischen den beiden Emporen ist die Wand gekrümmt wie das Dach einer steilen Kuppel. Die Frauen seilen sich mit ihren Kindern ab. Ich habe ziemliche Angst. Als ich in die Tiefe sehe, wird mir schwindlig. Neben mir auf dem Fußboden der baufälligen oberen Empore sitzt eine vor Angst bibbernde alte Frau. Sie ist schwarz gekleidet wie eine bayrische Bäuerin. Die Alte ist nicht dazu zu bewegen, sich am Seil hinabzulassen. Ich gebe es auf, auf sie einzureden, überlasse sie ihrem Schicksal und seile mich ab. Das ist total lebensgefährlich. Plötzlich lande ich auf der unteren Empore - aber nicht etwa auf dem Fußboden, sondern auf einer jungen, attraktiven Frau! Potzblitz!
'Soll es jetzt losgehen mit uns beiden?', meint die Schöne. Ich bin ziemlich perplex. Das Mädel fühlt sich gut an, so Körper auf Körper. 'Nein!', spricht es aus mir. 'Hier geht gar nichts los. Ich fange mit dir nicht an. Ich muß unbedingt sofort an die Arbeit und meine Diplomarbeit druckfertig machen. Noch einmal eine Affaire, nein, das kommt gar nicht in die Tüte. Tut mir leid.'"

Der Student deutet seinen Traum: "Er ist beeindruckend. Diese Widerstandskraft am Ende der Geschichte ist mir schon fast unheimlich. Die Kirche symbolisiert meine Eltern: Interpretiert man die Alte auf der Empore als meine Mutter, dann deutet sich mit der Tiefe des Kirchenraumes die Sog- und Bindungskraft an, die meine Mutter für mich besitzt. Wie die Landung auf der Schönen beweist, lassen sich allerdings väterliche und mütterliche Komponenten bei mir kaum trennen. Geradezu schön finde ich, daß sich das Mütterliche sowohl in der Gestalt der Alten als auch der jungen Schönen manifestiert. Meine Mutter wandelt dem Tode zu und steht gleich wieder auf in Gestalt der jungen, schönen Schlange. Das Leben ist offensichtlich ziemlich gefährlich..."
Der Physikstudent hat zwar früh geheiratet, um sich äußerlich von seinen Eltern zu lösen, den inneren Ablösungsprozeß hat er jedoch nicht vollzogen. Er kann seine wilde Seite der Sexualität nicht mit der marienhaften Liebe zu seiner Frau in Einklang bringen, so daß er sich eine Geliebte außerhalb der Ehe sucht. Die Erlaubnis zu einer Ehe, in der gestritten und geliebt wird, haben ihm seine übermächtigen Eltern nicht gegeben. Dem Ausleben von Verliebtheitszuständen liegen sowohl infantile oder regressive Fixierungen an elterliche Objekte zugrunde, als auch die Unfähigkeit, sich gegenüber einem verführerischen Objekt abzugrenzen und nein zu sagen, wie der Traum des Physikstudenten zeigt.


Treue besteht Krisen

Treue kann sich auf die Ehe beziehen, auf eine Freundschaft, auf eine Institution oder auf die eigene Haltung. Treue bedeutet "die sittliche Haltung der Beständigkeit in einer eingegangenen Bindung.., die nicht um eigener Vorteile willen aufgegeben wird.." (3). Treue Menschen können sich aufeinander verlassen, ihre Beziehung ist stabil und belastungsfähig. Sie wird nicht aufgegeben um einer flüchtigen Kränkung willen. Treue ermöglicht das Überleben in der Gemeinschaft, welche Geborgenheit, Stärke, Wärme und Trost spendet. Treue verbindet die Menschen im Glück und im Unglück. Sie gewährt das Fortleben trotz der Ambivalenzen, die ein Mensch in einer Zweierbeziehung auszuhalten hat. Treue ist eine Eigenschaft des liebenden Menschen.


Mißbrauch der Treue in Familien

Wie häufig im Bereich des Menschlichen, kehrt sich eine Tugend ins Gegenteil um, wenn sie übermäßig von einem gefordert wird. Treulosigkeit entsteht nicht selten durch ein Zuviel an Bindung zur Familie. Während der Familie die Treue gehalten wird, begeht man gegenüber anderen Menschen innerliche oder äußerliche Treuebrüche. Aus unerklärlichen Gründen endet plötzlich eine Freundschaft oder eine Ehe. Rank spricht von der Umwandlung "dieses im Unbewußten der unantastbaren Mutter treu Gebliebenen in den treulosen, zynischen Frauenverächter.." (24). Die eigentliche Ursache für das Zerwürfnis einer Freundschaft oder Partnerschaft liegt in der ungelösten Bindung an die Eltern. Diese Bindung ist fast immer unbewußt und daher umso tückischer. Sie zerstört zahlreiche Ehen.

Treue wird von manchen Familien dazu mißbraucht, die Loslösung von der Ursprungsfamilie zu verhindern. Es entstehen Treue- oder Loyalitätskonflikte, die schicksalhafte Ausmaße annehmen können. Schuldgefühle, die Ausbruchsschuld nach Stierlin, Depression, Selbstmordphantasien und psychosomatische Symptome werden durch ungelöste Treuekonflikte verursacht (28). Treue zum eigenen Partner kann nur derjenige halten, der den Mut gehabt hat, sich von seinen Eltern zu lösen (6). Ein Elterngebundener trennt sich auf Grund eines inneren, unbewußten Lebensplanes von Menschen, die er vormals geliebt hat. Um der Ursprungsfamilie treu zu bleiben und aus einer Ehe auszubrechen, bedient sich der Treulose einer Fülle von Ausreden oder Rationalisierungen. Sie vergiften als Zweifel den Brunnen der Liebe:

-Liebt sie mich genug?
-Könnten die Leidenschaft und die sexuelle Lust mit einer
anderen nicht noch größer sein?
-Ich hab den Richtigen noch nicht gefunden.
-Ich war nie in die Augen meiner Frau verliebt.
-Die andere ist besser im Bett.
-Er hat immer nur Fernsehen geschaut.
-Er hat immer nur gearbeitet.
-Sie hat immer nur geputzt.
-Er ist fremdgegangen.
-Er liebt mich nicht.
-Wir haben uns auseinandergelebt.
-Wir haben uns nur noch gestritten.
-Sie hat es nicht geschafft, meine Ansprüche an Liebe und
Sexualität zu erfüllen.
-Sie hat mich nur abgewertet.
-Ich bin so triebhaft, sie allein genügt meinen Ansprüchen
nicht.
-Ein Seitensprung ist Gewürz für die Ehe.
-Sie teilt meine Hobbys nicht.

Auch Gottfried Benn legt sich in dem Gedicht "Auf deine Lider senk ich Schlummer" (1) seine Ausreden zurecht, damit er sich Nächtens von seiner Geliebten verabschieden kann:


Auf deine Lider senk ich Schlummer,
auf deine Lippen send ich Kuß,
indessen ich die Nacht, den Kummer,
den Traum alleine tragen muß.

Um deine Züge leg ich Trauer,
um deine Züge leg ich Lust,
indes die Nacht, die Todesschauer
weben allein durch meine Brust.

Du, die zu schwach, um tief zu geben,
du, die nicht trüge, wie ich bin -
drum muß ich abends mich erheben
und sende Kuß und Schlummer hin.


Hier spricht der liebesunfähige Narzißt, der die eigene Unzu-länglichkeit in die Geliebte projiziert. Er weiß den Zweifel an seiner Freundin nicht kritisch einzudämmen, sondern er lebt ihn aus.


Die Treue - ein wertvolles Gut

Da die Treue mit der Säkularisierung und dem Wertewandel in den einzelnen gesellschaftlichen Gruppen unterschiedlich bewertet wird und eine allgemein gültige Tradition der Treue nicht mehr gilt, muß sich jeder einzelne selber fragen, wie er es mit der Treue hält. Eine von außen übergestülpte Treueverpflichtung nach dem 6. Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" garantiert allein nicht, daß es einem gelingt, innere und äußere Treue zu halten. Gerade beim Begriff der Treue zeigt sich, wie viele Menschen dazu neigen, Verhaltensweisen zu rechtfertigen, um sich von Reifung und mit ihr auftretenden Schuldgefühlen fernzuhalten. Derjenige, der sich den inneren Konflikten stellt und seine Konflikthaftigkeit in den Träumen erkennt, wird ganz von selber darauf kommen, daß Treue ein wertvolles Gut ist. Treulosigkeit ist die hervorstechende Eigenschaft des ewigen Jünglings. In der Literatur gibt es eine Fülle von Figuren, die an ihrer Treulosigkeit und ihrer fehlenden Reifung gescheitert sind. Peer Gynt, der Vielgereiste und Vielumworbene, flüchtet vor einer festen Bindung in die Ruhe- und Rastlosigkeit, um am Ende seiner Reisen zu seiner Mutter zurückzukehren (12). Auch Don Juan scheitert an seiner übersteigerten Selbstliebe (5). Casanova hat Berühmtheit erlangt, indem er – gealtert und einsam – seine Liebesabenteuer noch einmal erlebte: Es gelang ihm, in einer meisterlichen Form sein Leben literarisch zu verarbeiten (22).
Die Sexualität ist eine der großen Quellen der Lust. Das hohe ethische Ziel der Monogamie führt zu einer Zähmung des Sexualtriebs und zu dessen Umwandlung in kulturelle Leistungen. Der monogame Mensch ist zu einer aktiven und konstruktiven Gestaltung seiner Ehe aufgerufen. Das 6. Gebot hat zur Folge, daß die Partnerschaftskonflikte ausgetragen werden müssen, will man sich diesem Gebot nicht widersetzen. Die Forderung nach Treue zum Partner beinhaltet also, daß wir uns in der Partnerschaft sexuelle Lust zu verschaffen haben, damit wir nicht aus der Ehe ausbrechen oder diese innerlich erstarrt. Daher ist es wichtig, die wesentlichen Konfliktbereiche, die zu einer Ehetrennung führen können, kennenzulernen und in der Ehe zu lösen. Symbiotisches Verhalten, Bindung an die Eltern, mangelnde Ablösung vom Elternhaus, das Ausweichen und die Angst vor Nähe und Intimität sind wesentliche Faktoren, die zu einem Treuebruch in einer Partnerschaft führen können.

Ein weiterer Grund, warum Ehen und Freundschaften zerstört werden, ist in der Unfähigkeit vieler Menschen zu sehen, sich aggressiv und trotzdem konstruktiv mit einem ihm nahestehenden Menschen auseinanderzusetzen. Sie haben es früher nicht gelernt, sich gegenüber einem verschlingenden und stark bindenden Elternteil abzugrenzen. Da ihre nicht selten grandiosen Vorstellungen von Harmonie und Liebe nicht erfüllt werden, kehren sie sich vom Partner ab. Ähnlich verhält es sich bei den Menschen, die unter einer mangelnden Verläßlichkeit in ihrer Kindheit gelitten haben. Auch sie erwarten zu viel von anderen und haben Angst, verletzt zu werden. Sie scheuen Auseinandersetzungen und ziehen sich aus für andere unerklärlichen Gründen zurück.


Das Gutheißen der Untreue

Es ist ein Irrtum, daß den Enttäuschungen und der selbstverschuldeten Eintönigkeit in einer Ehe durch sexuelle und romantische Verliebtheitsaffären zu begegnen sei. Einige Schriftsteller, insbesondere die Medien glorifizieren das Abenteuer und merken nicht, daß mit dem Propagieren der ehelichen Untreue wesentliche Reifungsschritte der Ehepartner unterbleiben (25). Es bedarf der Reifung, damit aus dem Jüngling ein Mann wird, der sich gegen anziehende und verführerische Frauen abgrenzen kann. Den Zustand der Verliebtheit immer wieder aufzusuchen, mag zwar abenteuerlich aufregend sein, er bringt jedoch nichts Neues. Kernberg erinnert daran, "welche verheerenden Auswirkungen ein unbewältigter pathologischer Narzißmus oft erst in der zweiten Lebenshälfte nach sich zieht" (15). Mit zunehmendem Alter spürt nämlich der treulose Mensch seine innere Leere und Einsamkeit. Diesen kann er im Alter nicht mehr durch sexuelle Abenteuer ausweichen, sondern er wird häufig depressiv. Es gibt eine zahlreiche Literatur, welche Treulosigkeit und das Aufsuchen von Verliebtheitszuständen als Fehlverhalten bezeichnet (2, 4, 15, 29).

Die Sexualität und der Eros wollen sich vermehren und sich austoben. Ungebändigt und ungebärdig treten Eros und Sexualität im Erwachsenenalter jedoch nur auf, wenn infantile Fixierungen bestehen. Die Autoren, die das Fremdgehen in einer Partnerschaft befürworten, trennen das sexuelle Erleben von der Liebe. Der Zweifel an der Liebe wird verstärkt durch die Medien und eine Szene, in denen Treue und Liebe wenig gelten.

Nicht alle Menschen sind in der Lage, sich zur Zeit ihrer Eheschließung und auch später so weit zu entwickeln, daß sie in der Ehe eine Erfüllung ihrer Liebe und Sexualität finden. Die elterlichen Verbote verhindern es, daß sie mit ihrem Partner glücklich sind. Jahrelange vergebliche Bemühungen, die Ehe lebendiger und zärtlicher zu gestalten, führen zu Verkrustungen und Verhärtungen auf beiden Seiten. Wenn eine Trennung von beiden Partnern aus einer tiefen inneren verborgenen Liebe zueinander oder aus der Angst, neue, getrennte Wege zu gehen, nicht stattfindet, so bleibt manchmal nur der Weg, daß einer der beiden Partner lernt, sich außerhalb der Ehe mehr an Zärtlichkeit und Sexualität zu holen. Er sollte aber wissen, daß diese Bemühungen die Ehe gefährden können und daß sie lediglich dazu dienen, sich zu entwickeln. Die Verliebtheit in einen anderen Partner führt über den Zustand der Hoffnung, des Gefühls des Lebendigseins und Idealisierung zu neuen Kräften, zu der Fähigkeit, beim Ehepartner mehr einzufordern und Kränkungen leichter einzustecken, ohne gleich zu resignieren. Es ist auch erforderlich, daß der Partner lernt, von überzogenen Idealvorstellungen und Riesenansprüchen abzurücken, die der Geliebte selten erfüllen kann.

Der Seitensprung ist einerseits ein Ausweichmanöver, andererseits ist er der Versuch, eingefahrene Situationen wieder in Bewegung zu bringen. Damit die Sache nicht allzu gefährlich wird, sucht sich der Verliebte gern eine Geliebte aus, die unerreichbar ist.


Casanova

Viele Beispiele lassen sich für das Ausgeliefertsein an den Eros, den Lockruf des Weibes oder des Mannes anführen. Einen weltberühmten Lebenslauf erlangte Casanova. Auch bei ihm sehen wir die frühe Fixierung an mütterliche Allmachtsfiguren, den daraus resultierenden Narzißmus und dessen verheerende Folgen im höheren Alter. Selbstkritisch äußert sich Casanova über sein Leben: "Mit meiner Veranlagung habe ich aber vielleicht gut daran getan, mich nicht unwiderruflich zu binden, obwohl die Unabhängigkeit in meinem Alter eine Art von Sklaverei ist. Hätte ich eine Frau geheiratet, die so geschickt gewesen wäre, mich zu lenken und zu beherrschen, ohne mich mein Joch fühlen zu lassen, so hätte ich mir mein Vermögen bewahrt, Kinder gehabt und wäre jetzt nicht mutterseelenallein und arm. Aber lassen wir diese Abschweifung über unwiderruflich Vergangenes; da ich mein Glück in meinen Erinnerungen finde, wäre ich verrückt, wenn ich nutzlosen Selbstanklagen nachhängen würde" (5).
Casanova hat mehrere hundert Frauen verführt, er ist als der Frauenheld in die Geschichte eingegangen, er hat das Leben eines Abenteurers auf dem Gebiet der Liebe, der Politik und der Gesellschaft geführt. Im Alter spiegelt er sich vor, er habe die Frau nicht gefunden, die ihn durch eine Ehe geführt hätte. Er hat solch eine Frau nicht an sich herankommen lassen, er hat sein Herz für die Ehe nicht öffnen können, weil er sich nicht vom Fluch der Treuelosigkeit befreien konnte.


Die Verliebtheiten eines Studienrates

Ein 39jähriger Gymnasiallehrer kommt in meine Praxis, nachdem ihn sein Hausarzt wegen "unvernünftiger Liebesabenteuer" angemeldet hat. Verschmitzt lachend und bubenhaft, mit langem Haarschopf und flotter, jünglingshafter Motorradkleidung tritt mir der Studienrat etwas verlegen entgegen. Den Zustand der Verliebtheit erlebt er als unglücklich, als ein Hin- und Hergeworfensein zwischen zwei Welten, in denen er sich nicht mehr orientieren könne. "Ich bin mehrmals in den letzten zwei Jahren aus- und eingezogen. Meine Frau ist unglücklich. Meine Geliebte und ich, wir sind unersättlich und können voneinander nicht lassen. Immer, wenn ich mich für meine Frau entschieden habe, zieht mich die Geliebte zurück. Ich kann mich nicht für meine Frau entscheiden, obwohl ich eigentlich zu ihr gehören möchte. Ich gucke auch anderen Frauen nach und bin fasziniert von einem großen Busen." Seine Frau macht den Fehler, sich ihm gegenüber zu wenig abzugrenzen und nicht ihr Leben zu führen. Sie behandelt ihn fürsorglich, wie einen unverantwortlichen, großen und verwöhnten Jungen. Der Studienrat hat den Mut, sich seiner Puer aeternus-Problematik zu stellen.
Die regressive Gebundenheit an ein Mutter-Bild, das ihn in diese Krise gestürzt hat, wird ihm mittels der Traumanalyse bewußt: "Mein fürchterlichster Kindheitstraum, der immer wiederkehrte und an den ich mich noch heute lebhaft erinnere, handelt von einem drachenähnlichen Monster, das mich umkreist und krokodilsgroße Zähne in seinem Maul hat, blutrot, fauchend und extrem furchterregend." Das Monster symbolisiert seine Mutter und seine verdrängte aggressive Seite. Er berichtet weiter: "Heute ist mein mit Abstand häufigster Traum die Vorstellung, das Abitur nicht zu bestehen. Ich besuche wieder den Unterricht in meiner alten Klasse und falle durch schlechte Leistungen und rüpelhaftes Benehmen auf." Das Abitur als Reifeprüfung hat der Patient nicht erreicht.


Mein nackter Unterleib

In der Therapie hat er mehrfach Träume, in denen er auf offiziellen Veranstaltungen mit nacktem Unterleib auftritt: "Meine Eltern, meine Frau und Mitglieder aus der Familie meiner Mutter warten in irgendeinem Nobelhotel auf mich. Dabei sind auch Bundespräsident v. Weizsäcker und andere bedeutende Persönlichkeiten. Mein Vater bestellt bei einem Kellner eine Flasche Rotwein, als ich mit einer jungen Kollegin hereinschneie und natürlich wieder am Unterleib unbekleidet bin. Der Bundespräsident sieht gütig über alles hinweg, als ich ihm vorgestellt werde. Meine Mutter schickt mir einige strafende Blicke. Meiner Frau versuche ich die Situation irgendwie zu erklären, und danach ziehe ich mich schleunigst mit dieser jungen Kollegin zurück." Der Traum offenbart die Minderwertigkeitsgefühle und die Strafangst, die der Patient empfindet, sobald er sich in seiner nackten Männlichkeit zeigt. Seine Mutter würdigt ihn eines strafenden Blickes, so wie sie ihn auch früher seiner Männlichkeit beraubt hat. Der Bundespräsident verkörpert seine innere, väterliche Stimme, die das Demonstrieren der männlichen Identität gut heißt. Indem der Patient lernt, seine männliche Seite anzunehmen, sich ihrer nicht zu schämen und seine Sexualität in sie zu integrieren, überwindet er seinen Drang, sich immer wieder zu beweisen, andere Frauen zu verführen und der Mutter als kleiner Junge die Treue zu halten.


Das Wildschwein bin ich selber

Der folgende Traum signalisiert dem Lehrer, daß er seine exhibitionistische Neigung verhüllen und seine Triebnatur besiegen wird: "Zwei Sekretärinnen schreiben im Sekretariat des Hamburger Abendblattes. Ich streichle einer der Sekretärinnen mit dem Zeigefinger über die Wirbelsäule. Ich glaube, ich habe eine offene Hose. Ich habe ein angenehmes Gefühl dabei. Danach sehe ich mehrere Wildschweine, von denen eines auf seinem Hintern hockt und mit seinen als Hände ausgebildeten Vorderpfoten meinen neuesten Autoprospekt liest." Zu dem Traum sagt er: "Das Wildschwein bin ich selber."


Ich bin nackt im Paternoster

In einem anderen Traumbild tauchen verführerische Frauen auf, denen er sich anbietet: "Ich fahre an der Außenseite eines Paternosters. In der Kabine steht eine attraktive Frau. Ich bin nackt. Während der Fahrt des Paternosters muß ich aufpassen, daß ich nicht abstürze. Sie schiebt mir währenddessen Kekse mit dem Mund zu. Später fahre ich dann mit zwei Frauen im Führerhaus eines Lastwagens. Offenbar habe ich beide vorher in einem Bordell aufgegabelt. Die eine ist eine Negerin mit großem Busen und sehr mollig, die andere blond und ebenfalls mollig, aber mit kleinem Busen. Während der Fahrt muß ich mit beiden herumfummeln, sie begrabschen und ihre Brüste und Schamlippen berühren. Danach treffe ich mich mit einem Mädchen, mit dem ich verabredet bin. Es ist, anders als die beiden Huren, bekleidet. Nachdem wir uns getroffen haben, kaufe ich eine Flasche Alkohol. Ich weiß nicht mehr, ob wir überhaupt davon trinken. Jedenfalls beginne ich, sie ohne weitere Vorbereitungen zu küssen und zu entkleiden. Sie läßt das geschehen. Wir sind inzwischen in einem terrassenförmig angelegten Schwimmbad und springen ins Wasser. Irgendwann tauchen wieder die beiden Figuren auf. Bevor ich aber ernsthaft mit einer der drei Frauen etwas anfangen kann, sind sie entschwunden.
In der Zwischenzeit hat es eine Katastrophe gegeben. Denn als ich wieder zum Bordell zurückkomme, stehen zwar noch die Häuser, die Treppenaufgänge fehlen aber. Ich steige schließlich doch nach oben und treffe dabei eine blonde, schlanke Hure, die ebenfalls nach oben steigen will. Sie ist weitgehend unbekleidet, trägt Stiefel und eine Weste. Ihre Schamlippen werden von einer Sicherheitsnadel zusammengehalten, an der Sicherheitsnadel hängen weitere kleinere Sicherheitsnadeln. Als wir in einem Zimmer ankommen, das mit pornographischen Fotos tapeziert ist, fange ich an, sie an ihren Schamlippen zu streicheln. Offenbar werden wir gestört, denn ich wache auf."

Der Traum offenbart die Triebhaftigkeit des Mannes, der dem verführerisch-verschlingenden Weiblichen verfallen ist. In jeder Frau sieht er ein Eroberungsobjekt. Doch es bahnt sich eine Änderung in ihm an, die er als Katastrophe empfindet. Die Bordelle werden demontiert. Sexueller Zugang zu den von ihm begehrten Frauen wird durch eine Sicherheitsnadel erschwert. Am Ende des Traumes wird er bei seinen sexuellen Aktivitäten gestört - Zeichen eines beginnenden Gewissens, das ihm bisher in diesem Bereich gefehlt hat.


Ein abgeschnittener Kinderkopf

Der Studienrat kann die Entscheidung, zu seiner Frau zu stehen, auch innerlich nachvollziehen, nachdem er sich unter heftiger Abwehr aus den infantilen Fixierungen gelöst hat: "Ich liege mit mehreren Frauen im Bett. Die Gesichter wechseln zwischen meiner Frau, meiner Tochter, meiner Schwiegermutter und früheren Freundinnen hin und her. Ich liege untätig in dem Bett. Plötzlich greift eine der Frauen hinter ihr Kopfkissen und hält eine Untertasse in der Hand. Auf der Untertasse liegt ein abgeschnittener Kinderkopf, es könnte auch ein Puppenkopf sein. Die Augen sind geöffnet." Noch einmal versuchen die Frauen ihn zu verführen, er zeigt sich jedoch untätig und somit widerstandsfähiger. Als Ausdruck seiner inneren Wandlung präsentiert ihm eine der Frauen einen abgeschnittenen Kinderkopf - Zeichen seiner absterbenden Infantilität.

Nicht immer geht der Kampf gegen die verführerische Geliebte günstig aus und führt zu einer Neugestaltung der Ehe. Häufig ist die verführerische Elterngestalt, die in Form der romantischen Verliebtheit auftritt, stark genug, um eine Ehe zu zerstören. Daß vorwiegend symbiotische Verhaltensweisen und unbewußtes Festhalten an den Eltern hinter Einsamkeit und den Scheidungsschicksalen stehen, ist den wenigsten bewußt. Wenn sich hilfesuchende Menschen an Therapeuten wenden, die selber den paradiesischen Glücksvorstellungen verhaftet geblieben sind und eine Partnerschaft nicht kämpferisch und liebend gestalten können, haben sie einen weiteren Schritt in Richtung Scheidung getan. Sowohl ein höheres Bewußtsein von sich selbst und seinen Konflikten als auch das Wissen um Schuld und moralisches Fehlverhalten werden die Glorifizierung der Verliebtheitszustände abbauen und einer reiferen Liebe den Weg öffnen.


Literatur

1 Benn, G.: Auf deine Lider senk ich Schlummer, in: Deutsche Liebesgedichte, Arbeitstexte für den Unterricht. Braun, S. Lobentanzer, H. (Hrsg.), Philipp Reclam Jun., Stuttgart (1985), S. 43

2 Botwin, C.: Männer, die nicht treu sein können. Warum sie so sind und wie Frauen mit ihnen leben, ohne zu leiden. Hoffmann und Campe, Hamburg (1989)

3 Brockhaus-Enzyklopädie: S. A. Brockhaus, Bd. 22, Mannheim (1993), S. 348

4 Carnes, P.: Zerstörerische Lust. Sex als Sucht. Wilhelm Heyne Verlag, München (1987)

5 Casanova, G. G.: Aus meinem Leben. Philipp Reclam Jun., Stuttgart (1989), S. 332

6 Flöttmann, H. B.: Verrat in Politik und Familie, Treue und Loyalität zu Machtzwecken mißbraucht, Therapiewoche 50, 3279- 3280 (1991)

7 Franz, M. L. v.: Der ewige Jüngling: der Puer aeternus und der kreative Genius im Erwachsenen, Kösel, München (1987)

8 Goethe, J. W.: Faust, Goldmann-Taschenbücher, Augsburg (1964), S.99

9 Goethe, J. W.: Maifest. In: Deutsche Liebesgedichte, Arbeitstexte für den Unterricht, Braun, S. und Lobentanzer, H.(Hrsg.), Philipp Reclam Jun., Stuttgart (1985), S. 21-22

10 Heine, H. in: Grimm, J. u. W.: Deutsches Wörterbuch, Bd. 25, Deutscher Taschenbuch Verlag, München (1984), S. 788

11 Heyse, P. in: Grimm, J. u. W.: Deutsches Wörterbuch, Bd. 25, Deutscher Taschenbuch Verlag, München (1984), S. 789

12 Ibsen, H.: Peer Gynt, Philipp Reclam Jun., Stuttgart (1992)

13 Johnson, R. A.: Traumvorstellung Liebe. Der Irrtum des Abendlandes. Walter Verlag, Olten (1985), S. 170

14 Kernberg, O. F.: Objektbeziehungen und Praxis der Psychoanalyse. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart (1986), S. 226-255

15 Kernberg, O. F.: Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. (1978), S. 354

16 Kierkegaard, S.: Das Tagebuch des Verführers, in: Entweder - Oder, Teil I. Deutscher Taschenbuch Verlag, München (1988), S. 361

17 Kierkegaard, S.: s. 16, S. 362

18 Kierkegaard, S.: s. 16, S. 461

19 Kierkegaard, S.: s. 16, S. 468

20 Kierkegaard, S.: s. 16, S. 472

21 Kierkegaard, S.: s. 16, S. 475

22 Molière: Don Juan, Philipp Reclam Jun., Stuttgart (1988)

23 Plack, A.: Die Gesellschaft und das Böse. Eine Kritik der Herrschenden Moral. Paul List Verlag, München (1970), S. 67

24 Rank, O.: Die Don Juan-Gestalt. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig, Wien, Zürich (1924), S. 11

25 Sigusch, V.: Vom Trieb und von der Liebe. Campus Verlag, Frankfurt, New York (1984) S. 174-181

26 Stendhal, H. B.: Über die Liebe, Napoleon. Propyläen-Verlag, Berlin (ohne Jahresangabe), S. 197

27 Stendhal, H. B.: s. 26, S. 22-32

28 Stierlin, H.: Eltern und Kinder. Das Drama von Trennung und Versöhnung im Jugendalter. Suhrkamp, Frankfurt am Main (1975)

29 Wilson Schaef, A.: Die Flucht vor der Nähe. Warum Liebe, die süchtig macht, keine Liebe ist. Hoffmann und Campe, Hamburg (1990)

Autor: Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann

Dieser Artikel ist erschienen in dem Buch "Träume zeigen neue Wege - Systematik der Traumsymbole" 
2. Aufl., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (2004), S. 224-244

  

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