Neurologe analysiert Erinnerungen des Onkels

Von JOHANNES BITTER
Gütersloh (gl).

Der Seelenarzt, Institutsgründer und Sachbuchautor Dr. Holger Bertrand Flöttmann war jetzt in seiner Heimatstadt zu Gast.

Dr. Holger Bertrand Flöttmann (66) entstammt einer alten Gütersloher Familie. Der Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut gilt als ausgewiesener Experte in der Angst- und Traumforschung. Als niedergelassener Facharzt leitet er das von ihm 1991 gegründete Wilhlem-Griesinger-Institut für Psychotherapie und Psychosomatik in Kiel.

Sachbücher von ihm tragen Titel wie "Steuerrecht des Lebens" oder "Angst – Ursprung und Überwindung". Darin wird der Seelenarzt lyrisch: "Bestimmt ist das Hirn, sich zu wandeln. Es wird ein funkelnd Gestirn durch Gott – und selbstbestimmtes Handeln." Eine besondere Rolle nimmt das Flöttmann-Werk "Träume zeigen neue Wege" ein. Dieses "Lexikon des Unbewussten" (fünfte Auflage) wird zurzeit ins Englische übersetzt. Der Autor wertet es als "größtes wissenschaftlich begründetes Traumsymbolbuch".

Aktuell beschäftigt sich Dr. Flöttmann neben seiner medizinischen Tätigkeit mit einem Buch über seinen Onkel Werner Flöttmann, der als junger Offizier am Russlandlandfeldzug teilnahm, ausgezehrt in Weiden (Oberpfalz) ins Lazarett eingeliefert wurde und dort 1943 mit 20 Jahren starb. Der Onkel hinterließ eine Sammlung von Briefen und die Schilderung eine Traums, in dem er den Turm der Apostelkirche einstürzen sah. Tatsächlich wurde das evangelische Gotteshaus am Totensonntag (28. November 1944) von einer Luftmine getroffen. 19 Schutzsuchende verloren ihr Leben. Neffe Holger wird die Erinnerungen tiefenpsychologisch bis 2013 aufarbeiten. Das Bildmotiv für den Buchdeckel hat er schon ausgewählt: Es zeigt seinen Vater Wilhelm mit Bruder Werner und Bruno Schnatmeyer von der Kirchstraße, auf der Mauer des Kirchrings sitzend.

Am vergangenen Sonntag weilte Dr. Holger Bertrand Flöttmann, seit 1982 verheiratet und Vater von drei Kindern, zur Goldenen Konfirmation, die Pfarrer Andreas Schulze gestaltete, in seiner Heimatstadt. Dort wurde er nach eigener Aussage vom Evangelisch-Stiftischen Gymnasium christlich geprägt. Sein Vater, Wilhelm Flöttmann ( gestorben am 20. Februar 1999), war pharmazeutischer Chemiker und Übersetzer, seine Mutter Ingeborg, geborene Tinzmann, (gestorben am 20. Januar 2001) Laborantin und spätere Leiterin der Inlingua-Sprachschule. Der Großvater, ebenfalls Wilhelm mit Vornamen, leitete von 1909 bis 1962 die Volksbank Gütersloh.

Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift "Die Glocke" am Samstag, 3.11.2012.

 
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